Tauchen im Tegernsee

Hinab in eine andere Welt

So hat unsere Autorin ihren geliebten Tegernsee noch nie gesehen: von unten. Und auch für die Seeseiten ist das eine Premiere. Wir haben das Tal schon aus den unterschiedlichsten Perspektiven gezeigt, aber noch nie buchstäblich von unten.

Text: Susanne Mayr-Flach

tauchen im Tegernsee

Bevor es losgeht, gibt es nochmals eine kurze Einweisung von Tauchlehrer Nick Groiss.
Foto: Urs Golling

Hätten Sie gedacht, dass der Tegernsee ein spannendes Tauchgebiet ist? Ich auch nicht. Denn meinen Tauchschein habe ich in den farbenprächtigen Korallenriffen Ägyptens gemacht, während der Tegernsee auf mich eher dunkel und schlammig wirkt. Aber weit gefehlt: „Der Tegernsee ist etwas ganz Besonderes“, erzählt mir Tauchlehrer Nick Groiss. „Natürlich sind wir hier nicht auf den Malediven. Aber wir haben unglaublich viele Fische, es gibt Wracks und viel zu sehen und die Farbe des Wassers ist mystisch“.

Nick Groiss taucht selbst seit über 20 Jahren und hat 2011 die Tauchschule Seegeist in Bad Wiessee von Gründer Hans Bohn übernommen. Hier gibt er Tauchkurse für Anfänger und Fortgeschrittene, geführte Tauchgänge für jedes Niveau und bietet Schnuppertauchen für Interessierte an. Da mein letzter Tauchgang gut zehn Jahre zurückliegt, steht das heute auch für mich auf dem Programm.

An der Basis

Treffpunkt ist die Tauchbasis in der Sanktjohanserstraße 10, gleich neben dem Rathaus von Bad Wiessee. Hier, in einem Hinterhof, verbirgt sich das Reich von Nick Groiss mit Ausrüstungslager, Kompressor und Werkstatt für Wartungsarbeiten. „Im Sommer bin ich jeden Tag hier, im Winter immer am Wochenende“, erklärt der Tauchlehrer. „Natürlich gehen wir auch im Winter ins Wasser, aber im Sommer ist es wärmer.” Die Nasstauchsaison am Tegernsee geht also von Juni bis September.

Wer einen Trockentauchanzug hat, ist bei Nick das ganze Jahr über willkommen. „Unter Wasser ist es zu jeder Jahreszeit schön“, schwärmt der passionierte Taucher. „Im Winter ist es ruhig und es gibt weniger Algenwachstum, dafür sieht man im Sommer mehr Fische.“ Aber für Anfänger ist wärmeres Wasser einfach angenehmer.

Gut ausgerüstet mit Flasche, Lungenautomat und Co. geht es los.
Foto: Urs Golling

Das gilt auch für mich, denn die Leihausrüstung ist nicht für eisige Temperaturen ausgelegt. So suchen Nick und ich zunächst einenTauchanzug, Handschuhe, Schuhe und eine Kopfhaube aus, bevor wir uns den weiteren Vorbereitungen widmen. „Beim Schnuppertauchen übernehme ich die ganze Vorarbeit; bei den Kursen lernen die Teilnehmer natürlich ganz genau, wie sie mit dem Material umgehen und worauf sie achten müssen“, erklärt der Tauchlehrer.

Und das ist wichtig, nicht umsonst gehören zu einem Tauchkurs auch acht Theoriestunden. „Der richtige Umgang mit der Ausrüstung ist unter Wasser das A und O“, erklärt Nick Groiss, „man muss genau wissen, wie was funktioniert.“ Denn zu dieser Ausrüstung gehört nicht nur die Kleidung, sondern auch der Tauchcomputer am Handgelenk, die Pressluftflasche auf dem Rücken mit dem Atemregler und das Jackett, mit dem man den Auftrieb ausgleicht.

Erste Schritte

Wie das alles funktioniert, erklärt Nick seinen Kunden immer erst an der Basis. Auch ich teste hier das Atmen aus der Flasche, bekomme noch einmal den Druckausgleich erklärt und lerne die wichtigsten Handzeichen, um unter Wasser miteinander zu kommunizieren. Jetzt werden auch alle Formalitäten und Gesundheitsfragen geklärt, bevor es voll bepackt in Richtung See geht. Unser heutiger Tauchplatz liegt an der Bayersäge in Holz.

Ideal für Anfänger, erzählt Nick: „Es geht schön flach rein, aber man kann auch weiter draußen schon richtig was sehen.“ Beim Anziehen spüre ich, wie die Aufregung steigt, obwohl ich auch sehr neugierig bin, was mich auf dem Grund erwartet. Nach einer weiteren Einweisung stehe ich schließlich bepackt mit Flasche, Bleigewichten und Flossen am Ufer.

Es geht abwärts

Im flachen Wasser geht Nick mit mir noch einmal alles durch. Wir schnorcheln ein wenig, um mich an das Atmen aus der Flasche zu gewöhnen. „Du brauchst da unten nichts weiter zu tun, als bei mir zu bleiben und ruhig durch den Mund ein- und auszuatmen“, beruhigt mich mein Tauchlehrer. Und dann ist es so weit. Wir tauchen ab.

Stück für Stück, immer wieder mit kurzen Pausen, damit ich den Druck ausgleichen kann. Das Wasser ist unglaublich klar und ich gleite schwerelos an Nicks Hand nach unten. Wir finden eine komplette Angel und leider auch ein paar Plastikverpackungen von Schokoriegeln, die Nick sofort einsammelt.

Nick wird mir später mehr darüber erzählen. Erst einmal genießen wir das Wasser und die ganz besondere Stimmung hier unten. Der Tauchlehrer vergewissert sich immerwieder mit Handzeichen, ob bei mir alles in Ordnung ist – und das ist es auch.

Selfie unter Wasser: Autorin Susanne und Tauchlehrer Nick
Foto: Tauchschule Seegeist Nick Groiss

Es ist wirklich unglaublich. Wir tauchen an einem kleinen Unterwasserwald vorbei, sehen den sandigen Grund mit einigen Pflanzen bewachsen und der See hat eine ganz grünliche Farbe, die von ein paar Sonnenstrahlen durchbrochen wird. Von solchen Lebensräumen wünscht sich Nick mehr.

Aber auch darüber wird er mir mehr erzählen, wenn wir an der Oberfläche sind. Denn nach 20 Minuten ist es auch schon wieder vorbei, Nick ist besorgt, dass ich bei den noch frühlingshaften Wassertemperaturen auskühlen könnte. Langsam geht es wieder nach oben, bis ich endlich wieder den Kopf aus dem Wasser strecke. Mein Körper ist voller Adrenalin, aber auch voller Glückshormone.

Tauchen und Umweltschutz

Während wir am Ufer Flaschen und Masken ablegen, packt Nick den Müll in eine Tüte, die er immer dabeihat. „Man weiß nie, was man am Tegernsee findet“, erklärt er mir. „Von der Designerbrille über das Superschwimmpaddel bis zum Angelhaken ist alles dabei.” Leider auch viel Müll, wie ich selbst feststellen musste. „Wir sammeln den Müll bei jedem Tauchgang ein“, sagt Nick. „Das ist unser Beitrag zum Umweltschutz und uns sehr wichtig“, betont er. Und auch, dass der See ansonsten fast „klinisch rein“ sei.

„Leider ist der touristische Druck hier so groß, dass umgestürzte Bäume oder große Äste sofort entfernt werden“, weiß der umweltbewusste Taucher. „Dabei wäre das für die Fische als Rückzugsort so wichtig“. Einige dieser Stellen gibt es im See dennoch, auch Schilfzonen sind für Sportler wie Taucher tabu.

„Am Tegernsee gibt es rund 30 Tauchplätze, wir tauchen hauptsächlich an etwa zehn Stellen“, erzählt Nick Groiss, der es geschafft hat, auch in mir die Leidenschaft für die Unterwasserwelt wieder zu wecken. Es war bestimmt nicht das letzte Mal, dass ich mit ihm auf Tauchgang gegangen bin!

Um einen Tauchkurs zu machen, braucht man nur eine Tauchtauglichkeitsbescheinigung vom Arzt und einen Termin bei Nick Groiss. Schnuppertauchen und Anfängerkurse macht er immer mit nur einem Schüler.

Tauchschule Seegeist
Sanktjohansersstraße 10, Bad Wiessee
Tauchschule.seegeist@gmail.com
Telefon 0176/10314876

Im Tegernsee gibt es auch alte Wracks zu entdecken.
Foto: Tauchschule Seegeist Nick Groiss

  • 5 Fragen an …

    Die Golden Voices of Gospel kommen in der Vorweihnachtszeit nach Bad Wiessee an den Tegernsee.