Da brauche ich keine Stadt
Fünf Fragen an Sabine Sauer
Sabine Sauer ist das womöglich bayerischste Fernseh-Gesicht: Seit rund 20 Jahren moderiert sie im Bayerischen Fernsehen die unterschiedlichsten Sendungen. Mit „Wir in Bayern“ ist sie bis heute regelmäßig zu sehen. Kein Wunder also, dass sie prädestiniert dafür ist, in Bad Wiessee eine „Altbayerische Weihnacht“ zu präsentieren.
Sabine Sauer, beliebte TV-Moderatorin beim Bayerischen Rundfunk
Foto: Ulrich Späth
Weihnachten, die Zeit zwischen den Jahren, die Winterwochen: Ist das für Sie eine Zeit zum Runterkommen und Ruhefinden?
Bei mir ist es wie bei vielen Künstlern: Die Zeit vor Weihnachten ist für mich die arbeitsreichste Zeit. Ich hetze sozusagen von Besinnung zu Besinnung (lacht). Aber ich mache das wirklich mit Liebe und Herzblut. Ich habe die Texte, die ich präsentiere, über die Jahre hinweg ausgesucht und gesammelt. Jeder Text, den ich ausgesucht habe, hat eine besondere Note. Ich komme dann auf der Bühne runter: Wenn ich merke, dass die Besucher Freude an dem haben, was ich Ihnen präsentiere, das ist einfach schön. Aber das klassische Auf-dem-Sofa-liegen und in eine Kerze schauen, geht bei mir leider nicht.
Der Tag der Winter-Sonnenwende am 22. Dezember 2019…
…das ist ja witzig, dass Sie den erwähnen.
Warum?
Der Tag hat für mich eine besondere Bedeutung, weil ich weiß: Ab heute werden die Tage wieder länger. Da denke ich jedes Jahr dran. Und an ein wunderbares Gedicht von Friedrich Rückert: Nun ist das Licht im Steigen,
es geht ins neue Jahr…
Wenn Sie wählen könnten, Winter in der Stadt oder draußen am Land?
Ja, draußen, gar keine Frage! Ich liebe Seen und Berge, natürlich auch den Tegernsee. An einem schönen Wintertag, am besten während der Woche, bei strahlend blauem Himmel mit der Gondel den Wallberg rauffahren, in die Alpen schauen, unten den See liegen sehen, einfach herrlich. Da brauche ich keine Stadt.
Nachdem Sie sich viel mit Kultur beschäftigen: Gibt es für Sie ein Buch, ein Gedicht, ein Bild, das für Sie sinnbildlich für Winter in Bayern ist?
Es gibt ein paar Passagen aus der „Heiligen Nacht“ von Ludwig Thoma:
Im Wald is so staad,
Alle Weg san vawaht,
Alle Weg san vaschniebn,
Is koa Steigl net bliebn.
Hörst d’ as z’weitest im Wald,
Wann da Schnee oba fallt,
Wann si ‘s Astl o’biagt,
Wann a Vogel auffliagt.
Aba heunt kunnts scho sei,
Es waar nomal so fei,
Es waar nomal so staad,
Daß si gar nix rührn tat.
Kimmt die heilige Nacht.
Und da Wald is aufgwacht,
Schaugn de Has’n und Reh,
Schaugn de Hirsch übern Schnee.
Das ist Winter, das ist Bayern, das ist Poesie!
Das Gespräch führten wir anlässlich der Veranstaltung
“Altbayerische Weihnacht” mit Sabine Sauer in der Winner’s Lounge, Bad Wiessee.
Seeseiten, Winter 2019.
Kabarettist Stefan Otto
Der Kabarettist Stefan Otto kommt mit seinem Programm "Gmahde Wiesn" an den Tegernsee.