Mit den Augen der Malerin

Tegernseer Weißheiten

Die Malerin Ekaterina Zacharova lässt uns das Tegernseer Tal mit ihren Augen erblicken – an dieser Stelle mit einem feinen Blick auf eine Farbe, die wir alle im Winter im Tal sehen. Und die aber weitaus mehr ist als nur eine Farbe.

Text: Ekaterina Zacharova

Ekaterina Zacharova Malerin am Tegernsee

Eines möchte ich vorneweg klarstellen: Die Farbe, die das ungeübte Auge für weiß halten mag, ist überhaupt nicht wirklich eine einzelne Farbe. Sie beinhaltet ein ganzes Spektrum feiner Nuancen von Türkis über Magenta, Violett und Zitronengelb, Ultramarin und Kadmium. Erst ein genau gefundenes Klangverhältnis in dem Gemälde lässt einen eigentlich farbigen Pinselstrich zum weißen Schnee werden. Es ist ganz leicht zu überprüfen: Man hält einfach ein Blatt Papier daneben. 

Eine Vielfalt in Weiß, blendend intensiv und schmerzlich zerbrechlich, ist die Tegernseer Schneelandschaft bei Kaiserwetter. Ihre Anziehungskraft wirkt auch auf mich unwiderstehlich. Ein sich durch den Stand der Sonne ständig wandelndes Farbspiel auf der Schneedecke stellt wohl die größte Herausforderung der Pleinairmalerei dar, die auch als Hellmalerei bezeichnet wird. 

Liebend gerne möchte ich im Weiß versinken auf der Suche nach dem geheimnisvollen Charakter dieser Farbe. Luftiger Silberglanz der Berge im Hintergrund unterscheidet sich so sehr vom hellen Aufblitzen der Dächer im Vordergrund oder verschwimmender Oberflächen des Eises. All diese subtilen Nuancen bestehen in der Natur bedingungslos harmonisch nebeneinander. 

Für einen Landschaftsmaler jedoch bedeutet es Wagnis und Glück, dem Phänomen des weißen Winters näher zu kommen, wenn die Farbe von der Palette sich auf der Leinwand in Wasser, Licht und Materie verwandelt. 

  • Herzogin Anna in Bayern

    Herzogin Anna in Bayern ist als Wittelsbacherin Nachfahrin einer Familie, die das Tegernseer Tal so stark geprägt hat wie kaum eine andere.