Juttas Welt – Der andere Blick

Das Tal hat ein Herz aus Stein

Auf den ersten Blick sieht man sie einfach nur als Steine. Dabei handelt es sich bei ihnen um weitaus mehr. Nämlich um stumme Zeugen der Geschichte des Tegernseer Tals, wie unsere Autorin Jutta Neckermann bei ihren Spaziergängen feststellt.

Text und Fotos: Julia Neckermann

Julia Neckermann fotografiert das Tegernseer Tal

Auch im Wasser finden sich immer wieder steingewordene Zeugen der Vergangenheit.

Bei meinen Spaziergängen schaue ich mir die kleine Steinwelt am Tegernsee an und staune immer wieder über die Vielfalt der Farben und Formen, die größtenteils vom Wasser geformt wurden. Und für was Steine nicht alles verwendet werden: zum Bau von Mauern, als Treppenstufen, als Sockel für ein Denkmal, als Spielobjekt. Und als Frau denke ich gleich an Schmuck. 

Direkt vor meiner Haustür finde ich ein schönes Beispiel: Mitten durch den grauen Stein zieht sich ein schmales weißes Band, wie künstlich hergestellt. Ich kenne die genaue Zusammensetzung dieses ungewöhnlichen Prachtexemplars zwar nicht, aber in Tegernsee beim Gymnasium gibt es eine interessante Sammlung heimischer Gesteine mit ausführlicher Beschreibung, wirklich sehenswert! Sogar über die Eiszeit und ihre Ausdehnung und Höhe kann man sich dort informieren. 

Unverkennbar: Das Tegernseer Tal hat einen „steinigen“ Ursprung.

Apropos Eiszeit und Vergangenheit: Unser Tal vom Wallberg bis Gmund bedeckte ein einziger Gletscher von vielen, vielen Metern Dicke, der nur die höchsten Berggipfel frei ließ. Die Eiszeit vor etwa 2,5 Millionen bis 10.000 Jahren formte das Tegernseer Tal. Mächtige Gletscher zerschnitten die Landschaft, hinterließen dann aber sanfte Hügel und das heutige Talbecken. 

Wie gut, dass das heute alles anders aussieht und wir hier einen so schönen See und Felder und Wiesen mit einer wunderbaren Fauna und Flora haben. Auch ganz Ohio, wo ich ebenfalls zu Hause bin, war einmal ein einziger Gletscher. Hier habe ich unter anderem zwei interessante Gesteinsarten gefunden: Concretions und Flintstones. 

Eine Treppe aus Naturstein. Vielleicht nicht die sicherste
Konstruktion, aber dafür sehr schön anzusehen.

Concretions sind Steine mit einem Kern, z.B. einem Blatt oder einer Muschel, um den sich durch chemische Veränderungen ein kugelförmiger Stein gebildet hat. Der Fundort von Flintstones war ein kriegsfreier Ort, an dem alle Indianer ihre Flints ausgraben konnten. 

Aber zurück zu meinen Spaziergängen im Tegernseer Tal. Am Ufer der Weißach erinnern mich diese moosbewachsenen Wacker an japanische Gärten. Anderswo finde ich Zeichen von Kunst und Spielerei: Mosaike, bunt bemalte Flusssteine, Steinmanderl, die es sogar auf der ganzen Welt gibt, sei es als Wegmarkierung oder oft nur als Spaßobjekt wie die kleine Ente oder gar lustige Steinpilze. 

Also, beim nächsten Spaziergang aufpassen, was es sonst noch zu entdecken gibt! 

Jutta Neckermann lebt abwechselnd in Rottach-Egern und Columbus/Ohio (USA). Aber egal wo, ohne ihr iPhone und nicht fotografierend wird man sie eher selten antreffen.

Wer wie unsere Fotografin genau hinschaut, der findet immer wieder
mal auch solche kleinen Kunstwerke wie dieses Mosaik.

  • Viktoria Rebensburg

    Die Skifahrerin und Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg wird Kolumnistin für die Seeseiten.