Einmal Hollywood und zurück

Warum Friseur Josef Pergi Kalifornien gegen das Tegernseer Tal eingetauscht hat

Ein Vierteljahrhundert lebte Josef Pergi als Friseur in Hollywood. Dann kehrte er in seine Heimat am Tegernsee zurück. Hier findet er vieles einfach natürlich schön.

Text: Susanne Mayr

Josef Pergi Starfriseur in Rottach-Egern

Mehr als ein Friseur: Josef Pergi war lange in Los Angeles und hat dort etliche Stars gestylt. Jetzt lebt er wieder am Tegernsee – und vermisst das Glamourleben in Kalifornien kein bisschen.
Foto: Andreas Leder

Für mich war die Zeit in L.A. großartig mit viel Arbeit, viel Party und einem intensiven Leben,“ erzählt der Friseur, „doch heute bin ich hier am Tegernsee wieder so richtig angekommen.“ Mit 18 kehrte Josef Pergi dem Tegernsee den Rücken zu, zehn Jahre später machte er sich in Los Angeles selbständig. Durch sein Können wurde er schnell zum Liebling der Stars und stylte Hollywoodgrößen wie Charlize Theron oder Julianne Moore.

Josef Pergi war schon immer viel unterwegs. „Ich habe nach meiner Lehre am Tegernsee noch eine weitere Schule in Nürnberg besucht, habe in Barcelona, München und London gearbeitet“, erzählt er. Die Entscheidung für die USA fiel damals leicht: Die passende Staatsbürgerschaft hatte er dank amerikanischem Vater schon. Also zog es ihn zuerst nach San Francisco und dann nach Beverly Hills, den Stadtteil von Los Angeles, den man neben Hollywood zumindest dem Namen nach auf der ganzen Welt kennt.

„The rest is history“, schmunzelt er mit einem Achselzucken. Er arbeitete in namhaften Salons wie „Cristophe“ oder „Juan Juan“, die viele Stars oder sogar den Präsidenten zu ihren Kunden zählte. Dort stylte und frisierte er Producer, Filmbosse, Newcomer. Er arbeitete für Fernsehshows wie „Oprah“, „Entertainment Tonight“, machte Umstylings bei „Americas next Topmodel“ und als Charlize Theron einmal die perfekte Frisur für die Oscar-Verleihung brauchte, wusste sie, dass sie diese bei Josef bekommen würde.

„Ich habe ihr die kurzen Haare für die Verleihung gestylt“, erzählt Pergi, „sie wollte eigentlich etwas Freches Verwuscheltes, ließ sich aber von mir überzeugen, dass sie dann aussieht wie Sharon Stone vor zehn Jahren und so haben wir das ganze lieber strenger mit ein paar blonden Strähnchen frisiert – und das kam richtig gut an.“ Auch Julianne Moore vertraute dem Gmunder, der im Ortsteil Dürnbach aufgewachsen ist, ihre rote Mähne an.

Über eine Geschichte kann Pergi auch heute noch schmunzeln: „Einmal kam die Sängerin Anastacia in den Laden, ihre blonden Haare waren bei einem anderen Friseur durch einen Färbefehler grün geworden.“ Doch Pergi rettete den Star aus dem Dilemma:, „Ich habe ihr die Verfärbung mit einer Vitaminrezeptur wieder aus den Haaren gezogen, sie war mir wirklich sehr dankbar dafür!“ Bilder oder Autogramme aus dieser Zeit sucht man bei Josef Pergi aber vergeblich, denn „man fragt nicht nach Autogrammen, wenn man in Hollywood arbeitet“, verrät er. Und auch, dass er viele Geschichten seiner Kunden kennt, die er aber für sich behält.

Genau dieses Wesen schätzen nun auch die Kunden am Tegernsee, denn seit dreieinhalb Jahren ist Pergi wieder in seiner alten Heimat. Mit einer kurzen Zwischenstation bei Starfriseur Udo Waltz in Berlin. „Nach einer Woche dort wollte er mich gleich behalten, aber ich fand Berlin wie L.A., nur mit schlechtem Wetter“, witzelt er. Also folgte er dem Rat einer Bekannten, doch wieder an den Tegernsee zu kommen. Schnell gewöhnte er sich wieder ein und hat seine Entscheidung nicht bereut. Heimat bleibt eben Heimat…

Starfrieseur Josef Pergi vom Salon Coiffeur Etoile in Rottach-Egern

„Diese Hände haben auch schon Hollywood-Stars gestylt“.
Foto: Andreas Leder

„Ich fand das Leben in LA großartig, aber es hat mir irgendwann gereicht. Jetzt bin ich wieder glücklich hier.“ Glücklich sind auch seine Kunden. „Bei mir startet jeder Termin mit einer Beratung, egal wie oft eine Kundin schon bei mir war“, so Josef Pergi, der an den deutschen Kunden vor allem ihre Pünktlichkeit schätzt. Seine Spezialitäten sind architektonische Haarschnitte, die so geschnitten werden, dass sie zu Hause einfach gestylt werden können, und seine Blond on Blond-Färbetechnik, bei der er den Naturton nur um zwei Töne aufhellt und dann blonde Strähnchen setzt.

„Das buchstäblich Schöne hier am Tegernsee ist die natürliche Schönheit der Kunden“, erzählt der Friseur. „In der ersten Zeit nach Hollywood kam mir das fast zu wenig vor, weil dort alle so stark geschminkt und gestylt sind“, so Pergi weiter. „Heute sehe ich, dass die Schönheit hier wirklich echt ist, in L.A. ist sie wohl eher ärztlich“, lacht er. Für ihn bedeutet die Rückkehr auch eine Art „zurück zu sich selbst“, denn es geht ihm hier einfach gut: „Ich habe im Sommer den See, die Berge, ich liebe die Waldfeste und das Essen.“

Vor kurzem war Josef Pergi nach dreieinhalb Jahren zum ersten Mal wieder in seiner langjährigen Wahlheimat. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich zwar meine Freunde dort vermisst habe, aber sonst nichts. Ich möchte die Zeit dort nicht missen, aber es war an der Zeit, wieder heimzukommen.“ erzählt er. „Wir haben hier am Tegernsee einfach eine so tolle Kombination aus Tradition, einer intellektuellen Gesellschaft und Natur. Man kann gutbürgerlich essen gehen oder zu einem Sternekoch, die Leute sind nett und offen und wir haben das Glück, an einem der schönsten Orte zu wohnen.” Sein Expertenrat an alle deutschen Frauen: „Sie sollten vielleicht nicht ganz so praktisch in Sachen Frisur denken“. Ein bisschen Hollywood-Feeling steckt eben doch noch in ihm!

Coiffeur Etoile, Seestraße 43 Rottach-Egern, tegernsee-friseur.de

Josef Pergi frisiert im Salon Coiffeur Etoile in Rottach-Egern

Josef Pergi im der Salon Coiffeur Etoile in Rottach-Egern.
Foto: Andreas Leder

Seeseiten, Frühling 2018.
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