Influencerin Elisabeth Rixfehren

Wenn die Bummi sinniert

Jahrzehntelang kam Elisabeth Rixfehren wunderbar ohne Handy zurecht. Heute betreibt sie als „Bummi Rix“ einen der beliebtesten Instagram-Accounts aus dem Tegernseer Tal – ohne auf Follower zu schielen.

Text: Tatjana Kerschbaumer
Fotos: Andreas Leder

Influencerin Elisabeth rixfehren

„Ich liebe es, nach der Arbeit einen kurzen Abstecher zu „meiner“ Brücke zu machen, denn die Stimmungen, die man hier erleben kann, sind einfach wunderschön.“

Zum 50. Geburtstag zog das erste Handy ein. 2013 war das, und natürlich kam kein alter Nokia-Knochen ins Haus, sondern ein Smartphone. Fünf Jahre später hob Elisabeth Rixfehren, die Freunde und Bekannte nur „Bummi“ nennen, ihren Instagram-Account aus der Taufe – Tochter sei Dank, die beim Erklären und Einrichten Unterstützung leistete. Seitdem haben sich unter dem Foto-Feed @bummi.rix mehr als 7.000 Follower versammelt. Und das, „obwohl ich weder Model noch Weltreisende bin“, sagt die Betreiberin und zuckt mit den Achseln. „Aber ich dachte mir: Ich kann doch da auch als ganz normaler Mensch posten, was ich sehe und was ich mir denke.“

Bummis Erfolgsrezept: Bilder aus ihrer Heimat, dem Tegernseer Tal – gemischt mit ein paar Ausflügen, zum Beispiel in den österreichischen Karwendel, wo sie ebenfalls gern wandern geht und Zeit verbringt. Am liebsten postet sie aus Gmund, ihrem Heimat- und Wohnort: Sonnenuntergänge von ihrem Garten aus gesehen, den Blick von der Gmunder Brücke über den See. Mit der verbindet sie viele Erinnerungen: Etwa, wie sie als Kind darüber zum Volksfest gelaufen ist. „Wir sind im Paradies geboren“, sagt sie. Da sei es schließlich naheliegend, das Schöne nicht nach zehn Flugstunden am anderen Ende der Welt zu suchen, sondern vor der eigenen Haustür.

„Ich sag‘ nicht philosophieren, sondern sinnieren“

Als „leidenschaftliche Fußgängerin“ hat sie sich vorgenommen, im Umkreis von circa 80 Kilometern rund um den Tegernsee „noch viel mehr kennenzulernen“. „Da kommt man bei uns auch richtig weit: Zum Beispiel auch ins Chiemgau, wo es ja auch sehr schön ist.“ Einfach nur ansprechende Bilder von sattgrünen Almwiesen, einsamen Feldkreuzen oder urigen Bauernhöfen in die Welt zu senden, ist aber nicht ihr Ding. „Ich sag‘ nicht philosophieren, sondern sinnieren“, sagt sie und lacht: „Das hat schon meine Oma so gesagt.“

Influencerin Bummi Rix in Tegernsee

Authentisch, ungeschminkt und kein Schielen auf Follower: Elisabeth Rixfehren mag sich für Instagram nicht verstellen.

Zu jedem Bild schreibt Bummi einen kleinen Text: Mal über das, was ihr beim Anblick eines Wurzelstocks im Wald durch den Kopf geht, mal über ihren Großvater, der „Kracherlmacher“ war – also eine Limonadenproduktion im Keller unterhielt. Manchmal geht’s auch ein bisschen um die Lage der Welt, klar. Sinnieren eben. Und das kommt gut an: Meist mehrere Dutzend Antworten unter Bummis „Sinnierereien“ bestätigen es.

„Das Ganze soll ja auch sozial sein, nicht nur auf Follower gemünzt. Ich bin auch niemand, der da so genau drauf schaut: Wie viele es jetzt genau sind, wie viele Likes ein Post bekommt.“ Dafür, sagt sie, hat sie über Instagram schon viele nette Kontakte aufgebaut, durch Kommentare und Chats. „Es gibt manchmal schon kleine Seelenverwandtschaften und bleibende Freundschaften“.

Mit einer Dame traf sie sich im Salzkammergut, das erste Mal, „ganz ohne zu wissen, wie sie heißt oder wie sie ausschaut“. Erkannt haben sich die beiden dann trotzdem gleich. Ein anderes Mal, als Bummi öffentlich mit den neuen Instagram-Videos „Reels“ haderte und übers Einstellen ihres Accounts nachdachte, stand postwendend ein Pärchen aus Garmisch im Gmunder Café Wagner auf der Matte. Das ist seit 43 Jahren Bummis Arbeitsplatz und irgendwie auch ihr zweites Wohnzimmer. Die Botschaft an der Kuchentheke war klar: Bitte bloß nicht aufhören!

Auf ihren Fotos soll nicht jeder gleich sehen, wo genau sie gerade ist

Also wird weitergemacht. Aber ist das nicht auch ein Problem, mit so schönen Aufnahmen eventuell noch mehr Touristen und Tagesausflügler an den Sehnsuchtsort Tegernsee zu ziehen – der ehrlicherweise oft überlaufen ist? „Ich glaube, Instagram ist nicht wirklich schuld daran“, sagt Bummi. Eher schon die großen Tageszeitungen und etliche Wanderapps, die auch noch den geheimsten Geheimtipp bis auf den letzten Zentimeter beschreiben. Sie achte allerdings trotzdem meistens darauf, „dass durch die meisten Bilder keiner ganz genau weiß, wo ich gerade bin“.

Influencerin Elisabeth Rixfehren

Meistens richtet Elisabeth Rixfehren die Kamera nicht auf sich, sondern auf die Welt, die sie umgibt.

Ganz Hartnäckige fragen per Nachricht nach – bekommen aber nur Auskunft, wenn Bummi sie schon länger kennt oder viceversa ebenfalls mal mit einem Ausflugstipp rechnen kann.

Über den Tag kommt so rund eine Stunde zusammen, die Bummi auf Instagram verbringt. Eigentlich gar nicht so viel, wenn man bedenkt, dass sie sich Zeit nimmt, auf möglichst alle Kommentare einzugehen, mit einigen Menschen zu schreiben – und auch mal selbst zu stöbern. Sie folgt überwiegend Profilen, die auch „ein bisserl was dazuschreiben“ und Bilder zeigen, „wo ich vielleicht nicht so hinkomme“. Ganz hohe Berge oder die Mecklenburger Küste zum Beispiel.

„Bei allem Gestellten bin ich weg“, sagt sie. „Ein mega-perfektes Foto verliert für mich oft schon wieder. Für mich sollte der Post aussagen, was der Mensch sich dabei gedacht hat.“ Auch bezahlte Werbe-Partnerschaften sieht sie skeptisch. Bummi zeigt sich als eingefleischter Heavy Metal- und Hardrock-Fan schon einmal im passenden T-Shirt, das ihr besonders gut gefällt, dann wird auch der Hersteller erwähnt. Ehre, wem Ehre gebührt. Geld geben lässt sie sich dafür nicht. „Ich denk‘ mir: Alles, was mit Geld zusammenhängt, kommt in dem Fall nicht mehr richtig von mir, nicht von innen.“

Einige ihrer Fotos und Gedanken hat sie in zwei Bücher gepackt, die für Gäste im Café Wagner auch zum Anschauen ausliegen. „Ganz professionell sind die nicht“, sagt sie, als sie die Bände auf den runden Tisch in der Ecke legt. Ein Profi-Layout scheint den Leserinnen und Lesern aber nicht so wichtig zu sein. Im Gästebuch des Lokals findet sich der Eintrag: „Das hat mich für einen Moment aus einem Tief herausgeholt.“ Bummi strahlt. Und sagt dann: „Das ist doch der schönste Lohn.“

Bummis 3 Tipps
für einen erfolgreichen Instagram-Account

1. Sei du selbst. Spiel nichts vor, was es nicht gibt.
2. Es muss nicht alles perfekt sein.
3. Text unter dem Bild: Sehr gerne. Aber bitte keine Kalendersprüche wie „Carpe Diem“ – das ist gut gemeint, sagt aber nichts über den Menschen hinter dem Profil aus.

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