Die Tegernseer Joppe

Eine für alle Fälle

Ob Bräustüberl-Besuch oder Hochzeit, Waldfest oder Familiengeburtstag – die Tegernseer Joppe gehört zum „guten Gwand“ im Tal einfach dazu. Wurde sie früher nur zur Tracht getragen, darf sie heute auch zu Hemd und Jeans kombiniert werden und ist ein „Allrounder“ geworden. Und vor allem typisch für den Tegernsee.

Text: Susanne Mayr / Fotos: Jochen Schädler

Fünf Knöpfe, gerader Schnitt, grüne Paspelierung – so wird die Winkler-Joppe seit Generationen handgefertigt.
Foto: Name

Dabei kommt die Ursprungsform dieser kürzeren, gerade geschnittenen Jacke ursprünglich aus der Steiermark. Doch Herzog Ludwig Wil- helm, Enkel des berühmten Herzog Max in Bayern und Neffe von Kaiserin Sisi, fand großen Gefallen an der Joppe der Österreicher und wollte sie auch für seine Jäger, die damals noch längere Jacken trugen. So fertigte seine Frau eine Zeichnung an. Zusammen mit einem Muster ging es in die Maßschneiderei Winkler in Kreuth. Dort entstand, mit leichten Veränderungen, die Tegernseer Joppe, die der Herzog nicht nur an seine Jäger, sondern auch an Familienmitglieder verteilte. Nach und nach wurde die Jacke auch beim Volk immer beliebter. Und so wird sie bis heute nahezu unverändert und vor allem mit der charakteristischen Kellerfalte am Rücken in Handarbeit hergestellt.

Weitere Merkmale dieser Joppe, die früher aus schweren Lodenstoffen genäht wurde, sind fünf Hirschhornknöpfe, der gerade Schnitt ohne Revers und die paspelierten Kanten, die früher immer grün waren. Innen wird die Joppe mit einem feinen Stoff, gerne mit Trachtenmuster gefüttert. Doch zwischen Futter und Außenstoff steckt das eigentliche Herzstück der Jacke, die Wattierung. Gefertigt aus Ross- oder Kamelhaar und Wolle, ist diese maßgeblich für die Passform verantwortlich, denn hier werden alle Abnäher vorgenommen.

Zum Schluss wird jede Joppe noch mit Ziersteppungen am Kragen, an den Taschen oder Ärmeln versehen, die je nach Schneiderei ganz individuell und charakteristisch sind. Oberhalb der Kellerfalte wird das Markenzeichen der jeweiligen Schneiderei – hier die Blume des Maßateliers Winkler – angebracht.

Unser besonderes Stück stammt aus der Maßschneiderei Winkler in Kreuth, in der heute noch in fünfter Generation die original Tegernseer Joppe hergestellt wird. Da sie per Hand genäht wird, stecken 40 bis 50 Arbeitsstunden in jeder Jacke. Wer eine Winkler-Joppe bestellt, muss sich leider etwas gedulden: Die Wartezeit beträgt zwischen acht Monaten bis ein Jahr. Dafür erhält man ein zeitloses Kleidungsstück, das ein Leben lang hält. Familie Winkler arbeitet auf Wunsch auch geerbte Winkler-Joppen auf.

Infos unter www.massschneider-winkler.de

Typisch für die Joppe sind die fünf Hirschhornknöpfe.

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