Hotel-Neueröffnung
BLYB doch ein bisschen länger
Ein neues, junges und sehr innovatives Hotelkonzept: das Blyb in Gmund, das im Sommer eröffnet hat. Unsere Autorin besuchte die 130 Jahre alte Villa und wollte gleich buchstäblich „blyben“.
Text: Susanne Flach-Mayr
Erwacht aus dem Dornröschenschlaft: das Blyb.
Foto: 8 a.m.Studio, Franca Hoyer
Ein 17.000 Quadratmeter großer Park mitten in Gmund, in unmittelbarer Nähe zum See und darin mehrere aus dem Dornröschenschlaf erweckte Gebäude – das alles gehört zum Hotel Blyb. Wobei Hotel nicht ganz zutreffend ist, sagt einer der drei Geschäftsführer, Florian Zibert. „Wir haben zwar auch Zimmer, verstehen uns aber eher als Begegnungsstätte, als Happening Place, Plattform oder öffentlicher Ort“, erklärt der Unternehmer, der eigentlich aus der Beratung kommt.
Den ungewöhnlichen Ansatz bemerkt man spätestens, wenn man das Blyb. zum ersten Mal besucht. Schon von der großen Auffahrt aus sehe ich eine Yoga-Plattform, hinter dem Haus einen Bouleplatz, einen Biergarten und viele schöne Außenbereiche. Sie stehen nicht nur Hotelgästen offen, sondern jedem, der Lust hat, hier auf Entdeckungsreise zu gehen. Im Inneren überrascht die 130 Jahre alte, geschichtsträchtige Villa mit einer Mischung aus modernem Charme und Vintage-Möbeln, farbenfrohen Wegweisern – knalliges Grün zieht sich durch das ganze Haus – und minimalistischen Bereichen sowie einer ganz eigenen Atmosphäre, die es einem leicht macht, hier anzukommen.
Fast da
Genau diese besondere Atmosphäre ist in nur sechseinhalb Monaten entstanden. Maximilian Rampf, Moritz Meyn und Florian Zibert haben das Projekt mit einem Team aus Helfern, Unterstützern, Freunden und Handwerkern in kürzester Zeit realisiert. „Almost there“ ist deshalb auch der passende Claim des Blyb, und das soll auch so bleiben. Denn Stillstand, erklären die Partner, ist für das Blyb keine Option. Es soll leben, sich immer wieder verändern und vielseitig bleiben, genau wie die Menschen, die es besuchen.
Wie schon erwähnt, hat die Villa eine lange Geschichte. Auch ich war mehr als neugierig auf das Haus und den Park, und so genieße ich jetzt erst einmal einen Kaffee mit Hafermilch, sitze auf einem alten Sessel vom Wiener Flohmarkt und genieße den Blick in den Park und auf die alten Bäume. Eine Wohltat, denn bei vielen neuen Projekten wird Altes entfernt und Neues gebaut oder begrünt.
Die Terrasse lädt zum Verweilen ein – am besten bei den köstlichen regionalen Gerichten und den selbstgemachten Drinks.
Foto: 8 a.m.Studio, Franca Hoyer
Zimmer für Zimmer
Schon beginne ich meine Besichtigungstour, die zunächst in den Zimmern beginnt. Hier wird vor allem Wert auf besten Schlaf gelegt und so sind alle Betten und Decken von Coco-Mat natürlich und nachhaltig aus Baumwolle, Kokosfasern oder Seegras hergestellt. Die Möbel sind schlicht und im Skandi-Stil von Marken wie Normann Copenhagen, Moebe oder Serax gehalten, auf überflüssige Accessoires oder Schnörkel wurde bewusst verzichtet.
Die Textilien an Möbeln und Fenstern sind hochwertige, in Deutschland gewebte Wollstoffe, alles ist in hellen Farben gehalten. Man sieht viel Holz in Kombination mit Metall, die alten Fußböden wurden, wo es möglich war, wieder freigelegt und teilweise sind neue Bäder entstanden. Hier sehe ich eine weitere Besonderheit des Blyb, die mich sehr interessiert: eigene Bio-Kosmetikprodukte.
Die wird es in Zukunft in Perfektion geben, denn gerade wird eine eigene Naturkosmetikmarke entwickelt mit dem Wunsch, auch eine Nachfüllstation mit Shop für Duschgel und Co. anzubieten. Die insgesamt 29 Zimmer, jedes ein bisschen anders, verteilen sich auf zwei Gebäude und haben Kategorien wie Attic, Cosy, Classic und Super. Die beiden Gebäude sind das Hauptgebäude, die Villa, in der sich auch Bar, Restaurant und Lounge befinden, und das so genannte Waldhaus, das im Park liegt und über einen kleinen Kiesweg zu erreichen ist.
Die Zimmer sind schlicht und im Skandi-Stil eingerichtet, auf überflüssige Accessoires oder Schnörkel wurde bewusst verzichtet.
Foto: 8 a.m.Studio, Franca Hoyer
Wellness im Wald
Ein klassisches Hotel-Spa gibt es im Blyb noch nicht, aber Ideen gibt es schon. Geplant sind ein Saunahaus, ein Tauchbecken mit Quellwasser und Entspannungsbereiche. Meditationen unter alten Bäumen, Achtsamkeitsspaziergänge durch den Park oder Yoga sind angedacht. Letzteres wird bereits jeden Samstag auf der Yogaplattform im Grünen angeboten.
Dorthin zieht es auch mich, denn auch ich habe eine Yogastunde bei Lorena Wrba gebucht. Bei den ersten Atemübungen unterstützen zwitschernde Vögel die Kontemplation, nur die manchmal etwas laute Hauptstraße stört die Stille. Es folgen kraftvolle und fließende Asanas, immer wieder schweift mein Blick über den wunderschönen Park und als es schließlich zur Schlussentspannung geht, hat mich dieser Ort gefangen genommen. Es ist ein ganz besonderer Ort, an dem man einfach zur Ruhe kommt.
Köstlicher Ausklang
Damit dieses Gefühl noch lange bleibt, verbringe ich einen schönen Tag im Blyb, lese, spaziere durch den Park und gehe, wie die anderen Hotelgäste, im Bademantel über die Straße, um mich im See abzukühlen. Von Mittwoch bis Samstag ist die Bar ab 17 Uhr geöffnet, und hier nehme ich eine der leckeren selbstgemachten Limonaden und darf einen Blick in die Küche werfen. Denn ab 18 Uhr öffnet das Restaurant, und darauf bin ich besonders gespannt.
Wie im gesamten Hotel ist hier Nachhaltigkeit eine Selbstverständlichkeit, und Regionalität wird großgeschrieben. Dafür gibt es im Garten mehrere Hochbeete, die neben Gemüse vor allem frische Kräuter liefern. Besonders ins Auge fallen mir die vielen großen Gläser mit eingemachtem Obst und Gemüse. Sie werden für viele Gerichte verwendet und sollen auch im Winter heimische Lebensmittel liefern.
Ich entscheide mich für Hummus mit selbst gemachten Pickles und Burrata. Dazu gibt es ein feines Sauerteigbrot, von dem ich nochmals nachbestellen muss. Ich sitze zwischen der jungen, alternativ wirkenden Familie und einem betuchten Rentnerpärchen und auch das zeigt, dass selbst die Zielgruppe genauso bunt und vielseitig ist, wie das Blyb selbst. Mein Tipp: unbedingt mal vorbeikommen!
“Ein Wimmelbild, auf dem ganz viel passiert”
Geschäftsführer Florian Ziber über das Blyb.
Wie seid Ihr darauf gekommen, dieses Projekt zu machen?
In dem Moment, als mir das Objekt angeboten wurde, habe ich eigentlich schon beschlossen, dass ich das machen will. Ich fand den Ort schon immer magisch und hatte Lust darauf. Als ich Moritz und Max gefragt habe, ob sie sich das vorstellen können, waren sie auch gleich an Bord. Dann hat der Freistaat Bayern, dem das Objekt gehört, sein Go gegeben und schon ging es los.
Ihr kommt ja alle drei aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Wie funktioniert das?
Ich glaube, genau deshalb funktioniert es überhaupt so gut. Wir haben alle das gleiche Ziel, wir wollen hier was bewegen, und für die Gmunder und Gmunderinnen sowie für jeden anderen Einheimischen oder Touristen einen neuen Treffpunkt schaffen. Moritz kümmert sich hauptsächlich ums Restaurant, ich möchte vor allem diesen besonderen Ort hervorheben. Und Maxi hat schon mehrere Projekte in diesem Bereich realisiert.
Wie habt Ihr es so schnell geschafft zu eröffnen?
Der ganze Umbau hat nur sechseinhalb Monate gedauert, weil wir sehr viel Eigenleistung erbracht haben, aber auch so viel Unterstützung von vielen Seiten hatten und sich sehr viele Menschen in unserem Umfeld mit diesem Projekt identifizieren können. Wir haben alle geschraubt, geschliffen und gebaut, das haben auch die Handwerker gesehen und sich meiner Meinung nach auch deshalb noch mehr ins Zeug gelegt.
Und was hat es mit dem besonderen Namen auf sich?
Einige stellen sich die Frage, wie man es ausspricht und das ist gewollt, denn es ist unkonventionell, man macht sich Gedanken darüber und bleibt hängen. Es kommt von bleib oder bleiben und das Y ist eine Anlehnung an den ursprünglichen Namen Lindenfycht.
Was wünschst Du Dir für das Blyb.?
In meiner Vision sehe ich die Gmunder Rentner, die bei uns am Samstag Boule spielen, oben findet Yoga statt, das Restaurant ist voll, im Garten spielen Kinder Fußball, im Studio findet eine Lesung statt und in der Bibliothek wird ein Vortrag gehalten – so ein bisschen wie ein Wimmelbild, auf dem ganz viel passiert. Und dass wir gerne empfohlen werden, wenn jemand essen gehen, Yoga machen, übernachten oder einfach abends noch entspannt was trinken will. Wir arbeiten auch schon daran, dass dieser wunderbare Ort kuratorisch mehr genutzt wird, und mehr Kunst und Kultur stattfindet.
Wie würdest Du das Blyb in drei Worten beschreiben?
(lacht) Ich muss zugeben, diese Frage triggert mich sehr, weil ich das nicht nur auf drei Worte beschränken kann. Und vor allem, sind das dann nur meine drei Worte. Wenn Du jemand anderen aus dem Team fragst, definiert der mit Sicherheit ganz andere. Und da wir nur als Team funktionieren, muss ich schlichtweg sagen: Ich kann das nicht beantworten.
Aber Du kannst bestimmt dafür die Frage nach Deinem persönlichen Lieblingsplatz beantworten, oder?
Ja, den habe ich allerdings. Das ist hinter dem Haus im Park. Man sitzt unter den alten Bäumen, hört ein unglaubliches Vogelkonzert und wenn die Sonne richtig steht, dann zeichnen die Schatten der Bäume ein kunstvolles Muster auf die Hauswände. Da könnte ich stundenlang sitzen und beobachten.
Mehr Informationen unter www.blyb.co
„Wir verstehen uns als Begegnungsstätte, als Happening Place.“ Unternehmer Florian Zibert ist einer der drei Geschäftsführer des Blyb.
Foto: 8 a.m.Studio, Franca Hoyer
Viktoria Rebensburg
Die Skifahrerin und Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg wird Kolumnistin für die Seeseiten.