Was tun Sie gerade?

Barbara Bammer: Kirchenmalermeisterin, Schönschriftexpertin

Barbara Bammer ist Kirchenmalermeisterin und Schönschriftexpertin. Als solche hat sie sich am Tegernsee einen Namen gemacht. Hier gibt sie Einblick in ihre Arbeit.

Barbara Bammer Kirchenmalermeisterin am Tegernsee

Verschreiben verboten: Vor dem endgültigen Eintrag ins Goldene Buch übt Barbara Hammer tagelang.
Foto: Urs Golling,

Was tun Sie gerade?
Ich mache gerade neue Einträge in den zweiten Band des Goldenen Buches von Tegernsee, den ich 2017 anlegen durfte. Hier werden verschiedene Jubiläen und Ehrungen in unterschiedlichen Schriftstilen verewigt, unter denen dann die betreffenden Personen unterschreiben können; genauso gehören Wappen, Embleme, Logos dazu – oder was an Zierrat sonst gefragt ist.

Sie sind eigentlich Kirchenmalermeisterin. Wie kommen Sie zu dieser verantwortungsvollen Aufgabe?
Schriftgestaltung, ob geschrieben oder gemalt, gehört generell zur Ausbildung im Kirchenmalerhandwerk. Und langsam wächst man an den Aufgaben, die man gestellt bekommt. Auch ich musste mir das langsam erarbeiten, viel lernen und auch mal verzweifeln, aber als ich dann besser wurde, kam auch die Begeisterung. Und wenn dann noch die tollen Aufträge kommen, wird es zur Leidenschaft.

Wo kann man diese Arbeiten sehen?
Die kann man z.B. an der gerade erst eingeweihten Sappl Kapelle in Bad Wiessee, in der Kirchenkrippe der katholischen Kirche St. Quirinus in Tegernsee oder auch an vielen Grabkreuzen und Gedenktafeln sehen.

Kirchenmalermeisterin am Tegernsee

Übung macht die Meisterin. Barbara Hammer gibt auch Schönschreibkurse an der Volkshochschule.
Foto: Urs Golling

Was ist, wenn Sie sich mal verschreiben oder vermalen?
Da kann man ganz einfach sagen, das sollte nicht vorkommen. Deshalb werden für alle Schriften immer Entwürfe mit sogenannten Pausen oder Probeschrifttexte gemacht, da man ja einen ordentlichen Satz gestalten, also die Größen und Abstände der Buchstaben probieren muss. Und bevor ich z.B. in das Goldene Buch schreibe, übe ich eine oder zwei Wochen. Der Eintrag selbst ist dann aber auch nach so vielen Jahren immer noch aufregend.

Das heißt, wenn man viel übt, könnte man das auch lernen?
Mit Übung auf jeden Fall, denn Schreiben haben wir alle gelernt. Das ist keine Kunst, sondern man greift auf bereits Erlerntes zurück. Ich gebe seit 20 Jahren immer wieder verschiedene Kurse z.B. bei der VHS Oberland in Gestaltung und in Kalligraphie, was „Kunst des Schönschreibens“ einzelner Buchstaben und Wörter bedeutet. Und natürlich auch Handlettering, bei dem Buchstaben, Wörter, Sätze und Verzierungen nach Vorlagen gemalt und geschrieben werden. Dabei wird auch der Umgang mit unterschiedlichen Schreibwerkzeugen wie Bandzug- oder Spitzfedern, verschiedenen Füllern, Stiften, sog. Brushpens, Vogelfedern (immer noch), Bambusfedern und Pinseln vermittelt. Ein etwas außergewöhnlicher Kurs ist noch Sütterlin, also die vereinfachte Lernschrift der Kurrentschrift.

Als Schreiben noch ein Kunststück war …
Foto: Susanne Mayr-Flach

Wofür lernt man heute noch Sütterlin?
Die meisten, die in diese Kurse kommen haben zu Hause alte Schriftstücke, die sie nicht entziffern können. Die kommen dann um das zu lernen und sind jedes Mal begeistert, wenn sich ihnen plötzlich dieses Wissen öffnet. Alte interessante Texte in Sütterlin findet man auch in Tagebüchern, Poesiealben, Kochbüchern oder Briefen. Ich versuche gerne auch beim Kurrentschriftlesen zu helfen, mache sozusagen die Übersetzungen, aber manchmal muss auch ich passen.

Was haben Sie da schon entdeckt?
Oh, jede Menge. Vor allem alte Aufschriften auf Fotos, uralte Dokumente über Familiengeschichten oder historische Pachtverträge auf Pergament mit königlichem Siegel oder noch aus der Klosterzeit.

Wie viele Schriften beherrschen Sie denn?
Es gibt Standartschriften wie Antiqua, Unzialschrift, Frakturschrift oder die Humanistische Kursivschrift. Aber das sind Variationen der immer gleichen Buchstaben, die man alle mal größer, mal kleiner, mal breiter gestalten kann.

Und schreiben Sie noch Briefe?
Auf jeden Fall zu Weihnachten. Da bekommt jeder eine besondere handgeschrieben Karte und darüber freuen sich alle immer sehr. Natürlich verschicke ich auch mal Glückwunsch- oder Trauerkarten oder fertige einen Text, der mir besonders gut gefällt als Geschenk an.

Barbara Barmer gibt Mal- und Kalligraphie-Kurse an der Volkshochschule.

Auf ihrer Website ist ihr ganzes Repertoire zu finden: www.farb-welten.de

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