Der Auerhahn im Tal

Atemlos durch die Balz

Sollten Sie einmal einem Auerhahn begegnen, seien Sie vorsichtig. Denn wenn Sie ihm in einem unpassenden Moment über den Weg laufen kann, kann so ein Vogel schon mal sehr ungehalten reagieren.

Text und Fotos: Florian Bossert

Auerhahn

Der Auerhahn ist der größte Hühnervogel Europas.

Manchmal gehen mit dem Auerhahn die Hormone durch. Erst kürzlich habe ich das nahe unseren Bergen erlebt: ein balztoller Auerhahn. So nennt man die Tiere dann, wenn sie wegen eines anhaltend hohen Testosteronspiegels über Wochen unter Dauerstress stehen.

Der Name ist Programm. Ist der Auerhahn „balztoll“, geht er auf alles los, was sich in der näheren Umgebung befindet. Selbst der Mensch erscheint ihm dann als Rivale. Das ist für den Auerhahn ungesund. Menschen sollten sich dann allerdings auch in Acht nehmen. Weil der Hahn schon sehr angeschlagen war, haben wir ihn eingefangen und in ruhigere Gefilde umgesiedelt. Eine kleine Erfolgsgeschichte war das. Denn kaum aus der Kiste gesprungen stellte er die Balz ein, pickte Heidelbeerblätter, begann zu fressen und beruhigte sich.

Auch in den Wäldern des Tegernseer Tals entlang der Weißach bei Kreuth sowie rund um Bad Wiessee fühlt sich das Auerhuhn wohl. Es stammt wie das Birkhuhn aus Skandinavien. Die Nadelwälder und Blaubeerbestände in den Vorbergen rund um den Tegernsee sind genau das, was Auerhühner suchen. Allerdings braucht der Vogel lichte Wälder, damit er Platz zum Fliegen hat. Denn der Auerhahn ist der größte Hühnervogel Europas.

Fress-Stress: Im Juni wiegt das Küken 30 Gramm. Bis November muss ein Männchen mindestens drei Kilo erreichen, um den Winter zu überleben.

Es ist erstaunlich, wie so ein großes Tier so unauffällig leben kann, dass man es eigentlich fast nie zu Gesicht bekommt. Aber wenn der Auerhahn, so schwer er auch ist, tatsächlich einmal fliegt, dann hört man das auch: Es klingt, als ob ein großer Stein landet. Dabei wiegt das Küken, wenn es im Juni schlüpft, gerade einmal 30 Gramm. Bis November hat ein Männchen dann nur vier Monate Zeit, mindestens drei Kilo zu erreichen, bevor der Winter kommt. Das ist eine enorme Fressleistung. Wenn das Küken das nicht schafft, kommt es nicht über den Winter.

Leider ist das Auerhuhn unser größtes Sorgenkind. Der Bestand ist im freien Fall. Die Klimaerwärmung lässt viele junge Buchen in den Wäldern wachsen, die schnell den Waldboden bedecken. Der Vogel findet nichts mehr zu fressen. Es ist also nicht immer sinnvoll, den Wald Wald sein zu lassen. An ausgewählten Stellen müssen wir der Entwicklung entgegenwirken, um diesen Lebensraum zu erhalten.

Früher wurde der Auerhahn viel gejagt. Man hatte leichtes Spiel mit ihm – und auch das hatte mit der Balztollheit zu tun. Die Jäger machten sich einfach den Moment zu Nutze, wenn er während der Balz seine typischen Glucksgeräusche machte. Während dieser wenigen Sekunden nämlich sind bei ihm alle Sinnesorgane ausgeschaltet, er sieht nichts, er hört nichts, er merkt nichts. Dann ist der Auerhahn leichte Beute.

STECKBRIEF

Auerhahn – Tetrao urogallus

Größe: etwas größer als eine Hausgans

Gewicht: Hahn bis 5 kg, Henne etwa 2,5 kg

Aussehen: Hahn – dunkelgrau/-braun und schwarz gefärbt mit metallisch glänzendem grünem Brustschild
Henne – unauffällige „Tarnfarbe“ in braun/gelber Färbung mit Querbändern

Lebensraum: lichte, lückige und nadelbaumreiche (vor allem Tanne) Wälder mit Totholz. Altbestände mit tiefbeasteten Tannen, viel Bodenvegetation und Beersträu- chern (vor allem Heidelbeere).

Balzzeit: März–Ende Mai

Brut- und Aufzuchtzeit: Juni–August

Nahrung im Sommer: Heidelbeerblätter und -beeren, Samen, Knospen
im Winter: Nadeln und Knospen von Tanne, Kiefer, Fichte und Buche

AUFGEPASST: Wer einem balztollen Auerhahn begegnet ist, sollte das unbedingt den Gebietsbetreuern und dem Vogelschutz melden.

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