Gesund essen

Superfood vom Tegernsee

Superfood wie Gojibeeren, Moringapulver oder Chiasamen ist buchstäblich in aller Munde. Dabei braucht man gar keine exotischen Herkunftsländer für „Superfood“. Weil die echten Vitaminbomben hier im Tal direkt vor unserer Haustür wachsen. Das wissen auch Elisabeth Diessl und Veronika Halmbacher, zwei Frauen vom Tegernsee.

Text: Susanne Mayr

Autorinnen "Unser heimisches Superfood"

Expertinnen für Superfood, das vor unserer Haustür wächst: Elisabeth Diessl und Veronika Halmbacher
Foto: Elisabeth Halmbacher

Seit ich denken kann, bin ich schon mit meiner Mama Schwammerl suchen gegangen oder habe Beeren im Wald gepflückt“, erzählt Veronika Halmbacher. Auch Elisabeth Diessl ist mit ihrer Oma viel zum Sammeln von Kräutern und Co. unterwegs gewesen. Als dann beide gemeinsam eine TEH-Ausbildung (Traditionelle Europäische Heilkunde) machten, wurde aus dem privaten Hobby immer mehr Leidenschaft.

Bei ihren Recherchen für eine Abschlussarbeit stellten sie fest, dass vieles, was bei uns in Wald und Wiesen wächst, richtig gesund ist. „Man hört immer nur Gojibeeren oder Chiasamen, aber in der Ausbildung wurde uns vermittelt, wie viel Gutes in unseren heimischen Pflanzen steckt“, so Elisabeth Diessl.

Die Rede ist hier von Antioxidantien, Flavonoiden, Bitterstoffen oder Vitaminen, um nur einige zu nennen. Die Waldhimbeere zum Beispiel wirkt entzündungshemmend, 100 g Hagebutten enthalten zwanzigmal mehr Vitamin C als Zitronen oder Heidelbeeren und gelten in Expertenkreisen sogar als eines der gesündesten Lebensmittel welt- weit, sind reich an Kalium, Eisen, Flavonoiden und Antioxidantien. Kurz gesagt: Heimisches Superfood steht vielen gehypten internationalen Foodtrends in nichts nach.

Unser heimisches Superfood

Elisabeth Diessl und Veronika Halmbacher stehen mit Überzeugung für heimisches Superfood
Foto: Elisabeth Halmbacher

Aus der Idee geboren

Also entwickelten die beiden Tegernseerinnen die unterschiedlichsten Rezepte. Diessl recherchierte Hintergründe und Ideen, Halmbacher illustrierte und machte Fotos vom gemeinsam Gekochten und Gebackenen, und schließlich wurde daraus ein Buch: „Unser heimisches Superfood“ mit zwölf ausgewählten Pflanzen wie Quendel, Minze, Hei- delbeeren oder Wacholderbeeren aus dem Alpenraum und vielen köstlichen Rezepten dazu. „Wir wollten gerne etwas machen, das auch viele andere dazu animiert, unsere Natur wieder zu schätzen“, so Halmbacher, „deshalb haben wir auch viele Tipps zum Sammeln und Schritt-für-Schritt-Anweisungen mit aufgenommen.“

Anders als in alten Kräuterbüchern wird hier aber nicht dogmatisch auf Sammelzeiten, Mondstand und Co. geachtet, sondern sich auf die Sache an sich konzentriert. „Es ist auch mal in Ordnung, für ein Rezept Brombeeren in Bioqualität zu kaufen, wenn man gerade keine gefunden hat“, so Diessl. Außerdem könne man sich von vielen Dingen auch Vorräte anlegen. Deshalb findet man im Buch Rezepte von Eistee über Brot bis hin zu Nachspeisen oder Likör.

Natürlich hat jede der beiden Naturliebhaberinnen auch ihre Lieblinge im Wald. „Ich bin absolut fasziniert von der Brennnessel“, erzählt Elisabeth Diessl, „sie enthält viel Eisen, man kann Blätter, Samen und Blüten verwenden, und auch die psychische Wirkung ist nicht zu unterschätzen.“ Veronika Halmbacher als passionierte Köchin schätzt hingegen eine ganz andere Zutat: „Die Preiselbeere ist mein persönlicher Liebling. Nicht nur, weil sie sowohl auf Müsli also auch zu Wild köstlich schmeckt, sondern weil sie einen sehr hohen Vitamin C- und B-Gehalt hat.“

Unser heimisches Superfood

Haselnusskekse stecken voller Energie
Foto: Elisabeth Halmbacher

Das Beste aus der Natur

Ein großer Vorteil der Wildpflanzen ist natürlich auch, dass sie weder gespritzt noch gezüchtet sind und zwischen Ernte und Verarbeitung kaum Zeit vergeht. Lange Transportwege entfallen, man genießt regional und saisonal, die Vitalstoffe bleiben so erhalten. Sammeln kann man von Frühling bis Herbst, angefangen mit Holunderblüten oder Löwenzahn bis hin zu Hagebutten, die erst richtig gut sind, wenn sie den ersten Frost erwischt haben. „Schon alleine das Sammeln ist gesund“, ergänzt Diessl. „Man ist in der Natur, kommt runter und bewegt sich.“ Und so hoffen die Autorinnen, mit ihrem Werk Anregungen und Ideen zum Sammeln zu geben. Die Rezepte machen auf jeden Fall große Lust darauf.

Das Buch „Unser heimisches Superfood“ ist im Servus Verlag erschienen (18 Euro) und in ausgewählten Geschäften im Tal sowie natürlich im Buchhandel erhältlich.

Spaß am Kochen
Foto: Elisabeth Halmbacher

Seeseiten, Winter 2019.
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