Rennradfahren im Tal

Tour de Tegernsee

Rennradfahren ist eine der großen Trendsportarten und das Tegernseer Tal ein beliebtes Trainingsgebiet für Radsportler. Unsere Autorin hat sich für ihre ersten Fahrversuche einen echten Experten gesucht: Ex-Rennrad-Profi Jan Bratkowski.

Text: Susanne Mayr-Flach
Fotos: Urs Golling, Jan Bratkowski

Rennradfahren am Tegernsee

Während der Tour hat Jan Bratkowski viele hilfreiche Tipps für Anfänger, aber auch Profis.

Schmale Reifen, aerodynamischer Rahmen, gebogener Lenker – Rennräder sind mit ihrer gesamten Konstruktion darauf ausgelegt, möglichst schnell und weit zu fahren. Und genau das macht die Faszination dieser immer beliebter werdenden Sportart aus, weiß auch der ehemalige Rennradprofi Jan Bratkowski. „Die Geschwindigkeit in Kombination mit den langen Strecken, die man zurücklegt, gibt einem ein absolutes Glücksgefühl.“

Der Experte begann als kleiner Junge mit dem Radfahren um abzunehmen. Schnell merkte er, wie viel Spaß es ihm machte, und schon mit zwölf Jahren gewann er seine ersten Rennen. „Mein erster Rennradausflug war einfach perfekt, das Wetter passte, der Trainer war super und es hat einfach Klick gemacht.” Nach einer 15-jährigen Profikarriere führt Jan Bratkowski heute seine Firma P-For-Power in Bad Wiessee, wo er Fahrräder aller Art verkauft und verleiht und Trainingslager organisiert.

Perfekt ausgerüstet

Hier werde ich für meine ersten Fahrversuche erst einmal professionell ausgestattet. Und das fängt schon bei der Kleidung an. „Beim Rennradfahren ist die Passform wichtig, weil die Kleidung eng anliegt“, erklärt Bratkowski, der auch speziell angefertigte Kleidung verleiht. „Die Nähte sind mit Silikon beschichtet, damit nichts verrutscht, und auch das Kunstleder im Sitzbereich ist sehr passgenau.“ Dazu kommt jetzt noch ein Rennrad, das sowohl zu meiner Größe als auch zu meinem Fahrkönnen passen muss.

„Der Rahmen ist aerodynamisch und steif, für Anfänger wähle ich keine Klickpedale, sondern die klassischen Bärentatzen mit breiter Auflagefläche.“ Auf ein Klicksystem sollte man erst umsteigen, wenn man sicher mit dem Rad umgehen kann. Denn es ist zwar nicht superschwer, aber doch gewöhnungsbedürftig. „Rennräder sind aufgrund ihrer Geometrie windanfälliger und etwas kippeliger“, erklärt der Rennradprofi. „Außerdem sind sie sehr leicht und die Reifen viel dünner.“

Rennradfahren am Tegernsee

Gute Beratung ist nicht nur beim Kauf eines Rennrades enorm wichtig. Auch wer sich ein Fahrrad leihen möchte, bekommt bei P-for-Power alle wichtigen Infos und ein Bike plus Kleidung, die perfekt passen.

Die erste Strecke

Bestens ausgerüstet geht es also los und wir fahren gemeinsam die ersten Meter. Mir fällt sofort die besondere Form des Lenkers auf, Jan Bratkowski erklärt mir während der Fahrt immer wieder genau, wo ich meine Hände platzieren muss. Den schmalen Bereich oben am Lenker greift man bei ebenem Gelände oder leichten Steigungen, wird es steiler und man braucht mehr Zug, greift man nach vorne in die Kurve. Ganz unten oder Unterlenker, wie die Profis sagen, fährt man nur, wenn es bergab geht und man den Körper in eine noch aerodynamischere Position bringen will.

So geht es auch die ersten steileren Abschnitte hinauf, wobei man vor allem das geringe Gewicht des Rades spürt und dank der Gangschaltung relativ gut den Berg hinauf kommt. „Wichtig ist, die Trittfrequenz möglichsthoch zu halten, so bringt man mehr Leistung“, erklärt mir der ehemalige Radprofi, der als einziger Deutscher jemals den „Grand Prix Pino Cerami“ in Belgien gewonnen hat und dafür sogar einen Wikipedia-Eintrag bekam. Schon bald merke ich, wie leise und leicht wir dahingleiten und traue mich auch, schneller zu werden.

Ein gutes Fahrrad

Die Ergonomie des Rades ist genial und hilft ungemein, die eigene Leistung zu steigern. Und so lerne ich gleich beim nächsten Anstieg den sogenannten Wiegetritt. Dabei tritt man im Stehen, der Oberkörper bleibt ganz gerade und nur das Rennrad schwingt nach rechts und links. Es macht unglaublich viel Spaß zu merken, wie weit wir in dieser kurzen Zeit gekommen sind und wie gut mir das Rad liegt.

„Es ist sehr wichtig, dass das Rennrad auf die eigenen Bedürfnisse und das Fahrverhalten abgestimmt ist“, weiß Jan Bratkowski, der in seinem Geschäft Rennräder nicht nur verleiht, sondern auch verkauft. „Ich biete exklusiv die Marke Storck an“, erklärt er, denn die haben immer die Testsieger. Aber auch für jeden Geldbeutel ist etwas dabei, denn Jan hat auch Leasingrückläufer aller großen Marken im Angebot.

Und für alle, die sich ein eigenes Rennrad zulegen wollen, hat er die besten Tipps: „Für mich sind bei einem Rennrad zwei Dinge wichtig“, erklärt er. „Erstens eine gute Scheibenbremsanlage, denn man ist mit hohen Geschwindigkeiten unterwegs, und zweitens muss das Rad gut passen.“ Von Schnäppchen aus dem Internet rät er deshalb ab, denn „ein Fachmann sieht einfach, ob das Rad zum Fahrer passt, und misst oder überprüft es vorher“. Für ein gutes Rad muss man dann schon um die 3000 Euro investieren, aber dann macht es auch richtig Spaß und man kann die Leistung bringen, die man will.

Das Rennrad muss auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt sein.

Bessere Leistung

Auf unserer Tour, die uns über wenig befahrene Landstraßen führt, bekomme ich viele Tipps vom Profi und lerne, was zur Grundausstattung gehört – ein Getränk, eine Jacke und ein Powerriegel – und was ich tun kann, um meine Leistung zu verbessern. Um diese weiter zu steigern, hat der ehemalige Teamfahrer, der im Geschäft oft erkannt wird, auch viele Infos für seine Kunden parat und bietet Trainings und Ausfahrten an.

„Rennradfahren ist für jeden geeignet und ein tolles Ausdauertraining“, weiß Bratkowski. Nicht nur das – die Muskulatur wird gestärkt und durch die Kombination aus Kraft- und Ausdauertraining steigt die Herzfrequenz, und die Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Körpers wird verbessert. „Als Einsteigerausrüstung braucht man nicht mehr als ein Rennrad, einen Helm, eine Brille und Turnschuhe“, erklärt der Biker. „Später kann man auf ein Pedalsystem und spezielle Schuhe und Kleidung umsteigen. Dann holt man noch mal 3 km/h raus.”

Professionelle Beratung

Genau solche Tipps schätzen die Kunden des 49-Jährigen, denn er weiß, wovon er spricht. Deshalb bietet er auch jeden Mittwoch um 18 Uhr eine „lockere Ausfahrt von ein bis zwei Stunden an, bei der jeder mitmachen kann“. An einigen Wochenenden im Jahr geht es dann in die Tiefe, wenn Jan Bratkowski bei den Technik-Wochenenden seine Profitipps auspackt. Dazu gehören unter anderem blutgruppenspezifische Ernährung, aber auch Techniktricks wie Positionsverbesserungen “und auch mal an die Grenzen gehen und ein bisschen weiter fahren“.

Für ihn gibt es kaum ein schöneres Rennradrevier als das Tegernseer Tal, schon lange bevor er hier wohnte, kam er zum Training an den See. „Hauptstraßen sind für mich tabu, das ist bei dem Verkehrsaufkommen mittlerweile einfach zu gefährlich.“ Zum Glück gibt es rund um den See viele Nebenstraßen und traumhafte autofreie Touren (siehe Extrakasten).

Wer jetzt Lust bekommen hat, sollte sich unbedingt an einen Profi wie Jan wenden.
Alle Infos zu Shop und Terminen unter www.p-for-power.de .

Die Lieblingstouren des Radprofis Jan Bratkowski

  • Drei-Seen-Rundfahrt: Vom Tegernsee geht es über Rottach-Egern und Sutten nach Valepp. Von dort zum Spitzingsee und schließlich zum Schliersee und über Hausham zurück zum Tegernsee. Extra-Tipp vom Teamfahrer: Wer noch mehr will, baut eine Alpes’d Huez-Hochgebirgsetappe wie bei der Tour de France mit mehr Höhenmetern ein: Einmal den Wallberg rauf und runter, einmal die Spitzingstraße wieder rauf und runter und in Hausham die Gindlalmstraße rauf und runter.
  • Walchensee-Runde: Vom Tegernsee zum Sylvensteinspeicher, über Krün zum Walchensee und über die Jachenau und Bad Tölz wieder zurück.
  • Taubenberg-Runde: Vom Tegernsee führt die Tour über Nebenstraßen nach Holz, Richtung Warngau und Taubenberg. Rund um den Taubenberg gibt es viele wenig befahrene Straßen, die auch für Anfänger ideal sind.
Jan Bratkowski, Rennradfahrer am tegernsee

Jan Bratkowski fuhr von 1999 bis 2005 für verschiedene Profiteams, darunter das Team Geroldsteiner, Mercury, De Nardi und Lamonta. Er gewann den Grand Prix Pino Cerami, die Tour de Lankawi, den Raiffeisen Grand Prix und die Porec Trophy. Er hatte sogar einen Vorvertrag beim Team Telekom und war von Australien über Frankreich bis in die USA auf der ganzen Welt präsent.

  • Brauen und Wimpern Styling

    Das Styling von Wimpern und Brauen ist auch am Tegernsee der große Trend.