Django Asül im Seeseiten-Interview

Tegernsee? Hat was Exotisches!

Django Asül über den Tegernsee, den FC Bayern und die Frage, wie viele Düsseldorfer sich zum Bayern umoperieren lassen.

Interview Christian Jakubetz

Mit der letzten Patrone in Bad Wiessee: Django Asül.
Foto: Johannes Haslinger

Der Mann ist die wandelnde Vielseitigkeit: Als Sohn türkischer Eltern im tiefst-niederbayerischen Deggendorf geboren, versuchte er sich erst als Bankkaufmann und als Tennislehrer, ehe er sein größtes Talent entdeckte: Menschen zum Lachen zu bringen, mit Alltags-Beobachtungen, die er auch mal etwas deftiger formuliert. Klar, dass Django Asül auch zum Tegernsee seine sehr eigenen Ansichten hat.

Herr Asül, mal ganz ehrlich: Mit welchen Gefühlen kommt ein Niederbayer nach Oberbayern, noch dazu an den Tegernsee?
Enorme Gefühle! Für uns Niederbayern ist das eine Reise in eine andere Welt. Wenn der Niederbayer am See Altbayern sehen will, fährt er an den Gardasee. Kulturell gesehen ist das wie der Weiher nebenan. Aber am Tegernsee trifft man ja hauptsächlich Düsseldorfer, die gerne Bayern wären. Oder anderweitige betuchte Rheinländer, die gerne Düsseldorfer wären, es aber nur bis Mettmann geschafft haben. Dadurch hat ein Ausflug an den Tegernsee eher etwas Exotisches für mich. Normalerweise werde ich ja oft erkannt und auch nett angequatscht. Am Tegernsee ist mir letzten Sommer etwas anderes passiert: Da quatschte mich einer blöd an und wollte einen Gag machen, den ich aber nicht kapiert habe. Bis wir beide merkten, dass er mich gar nicht kennt, mich aber für einen Bekannten gehalten hat, den er ewig nicht mehr gesehen hat.

Stimmt das überhaupt: Kabarettist?

Oder sind Sie nicht ganz was anderes? Ob man mich Kabarettist oder Alleinunterhalter nennt, ist mir eigentlich relativ egal. Ich habe den Anspruch, das Publikum zwei Stunden auf meine Art zu unterhalten. Und das Publikum hat den Anspruch, von mir gefälligst seltsame und amüsante Geschichten zu hören. Wer wie ich aus Hengersberg kommt und seine Freizeit auch dort verbringt, findet auch diese Geschichten.

Sind Sie nicht immer so ein Mix aus zwei Welten? Ich meine, sogar das gute, alte Hengersberg ist ja irgendwo zwischendrin zwischen Wald und Gäuboden, oder?

Der Gäuboden ist uns eigentlich aus mittlerer Distanz bekannt. Irgendwie ist uns Passau wohl mental näher. Was daran liegen könnte, dass es auch acht Kilometer näher ist als Straubing. Aber insgesamt kann der Niederbayer mit allen Niederbayern was anfangen. Ich hatte im Herbst beispielsweise einen Auftritt in der Gegend von Geiselhöring. Es war frappierend, wie ich mit den Menschen dort auf Anhieb bestens klar gekommen bin.

Die Zeit läuft davon, heißt es in der Beschreibung Ihres Programms „Letzte Patrone“. Nannte man diese Erkenntnis früher nicht mal „Midlife Crisis“?
Naja, Midlife kann es schon mal nicht sein und Krise auch nicht. Denn ich werde dieses Jahr 46. Da ist die Mitte des Lebens noch ewig weit weg. Und Krisen kriege ich zwar auf dem Globus einige mit. Aber bei mir selber keine. Auf Tournee habe ich lauter nette Leute im Publikum. Und in Hengersberg habe ich geordnete Abläufe mit Menschen, die mich seit meiner Geburt begleiten. Da hat eine Krise keine Chance. Zum Programmtitel „Letzte Patrone“ kam es, als mir eine Statistik auffiel. Da stand drin, dass der Durchschnittsdeutsche statistisch jedes Jahr einige Tage älter wird. Und ich selber aber werde statistisch jedes Jahr ein ganzes Jahr älter. Da wurde mir klar: Es ist an der Zeit, auch mal was für die Gesellschaft zu tun, wenn mir die Zeit wesentlich schneller abhaut. Daraus wurde mein bislang lustigstes Programm, weil es sich um Geschichten um mich herum handelt. Also quasi satirisches Volkstheater statt Aufzählung, was welcher Politiker angeblich oder tatsächlich falsch macht.

“Sollte Philipp Lahm mit mir als Co-Investor den FC Bayern kaufen oder zumindest wochenweise leasen wollen, stehe ich aber für Gespräche bereit.”
Foto: Thomas Dashuber

Lachen die Politiker, die Sie im Hofbräuhaus derblecken, eigentlich wirklich? Oder lachen sie nur, wenn eine Kamera auf sie gerichtet ist? Sie müssten das von Ihrer Perspektive aus eigentlich doch gut sehen…
Ich lasse ja die Leute am Leben. Und sie sollen selber auch mal über sich lachen können. Generell gilt: Die an der Macht sind, können eher über sich lachen, weil sie eh an der Macht sind. Wobei selbst ein Söder im Laufe der Jahre tatsächlich einen eigenwilligen Humor entwickelt hat, der vor ihm selber auch nicht Halt macht.

Sie schreiben ja auch eine Kolumne für den „Kicker“…erste Frage: blau oder rot?
Als ich zum Fußball kam, spielten die Blauen in einer Liga mit Plattling. Somit wunderten wir Buben uns über jeden Löwen-Fan. Und da ich als kleiner Bub sofort zum Breitner-Fan wurde, war auch klar, dass ich ein Roter bin. Was aber nicht heißt, dass ich die Blauen in der vierten Liga sehen will. Wenn ich mir etwas wünschen würde, dann ein Comeback der Blauen in der Bundesliga. Derby ist einfach Derby. Und die Fans der Blauen verdienen das sowieso. Bevor die Bayern dreimal absteigen, sollen lieber die Löwen rauf.

Zweite Frage: Hat bei 1860 München die Realität nicht schon lange die Satire überholt?
Sagen wir mal so: Wäre der TSV 1860 eine Einzelperson, täte man sich schwer, von geordneten Verhältnissen zu sprechen. Da ist durchaus Luft nach oben. Und hoffentlich keine Luft mehr nach unten.

Dritte Frage: Eine gute Pointe über Hasan Ismaik parat?
Zugegebenermaßen werde ich aus Herrn Ismaik nicht ganz schlau. Aber ich gehe davon aus, dass er damit leben kann.

Und eine über Uli Hoeneß?
Uli Hoeneß haut sich wieder mit 110 Prozent rein für sein Lebenswerk FC Bayern. Solange er nicht Gisdol als Trainer verpflichtet oder Dutt als Sportdirektor, wird er nicht für allzu viele Pointen gut sein.

Besuchen Sie dann am Tegernsee auch Neuer und Lahm?

Neuer muss erst mal gesund werden und Lahm hat gefühlt 27 Firmen an der Backe als Eigentümer und Direktor. Ich glaube also kaum, dass die am Tegernsee sein werden, wenn ich auftauche. Sollte Lahm mit mir als Co-Investor den FC Bayern kaufen oder zumindest wochenweise leasen wollen, stehe ich aber für Gespräche bereit.

Wir müssen noch ein bisschen in Ihrer Vergangenheit wühlen: Sie sind ausgebildeter Bankkaufmann und Tennislehrer. Was haben Sie in diesen beiden Jobs noch drauf?
Ich habe kein Minus auf meinem Girokonto und greife beim Tennis zwischen Vor- und Rückhand sauber um. Das gibt meinem Alltag eine gewisse Stabilität.

Was würde Sie mehr reizen: Eine Pointe über oder ein kurzes Match mit Boris Becker?
Boris hat mal vor ungefähr 15 Jahren John McEnroe und mich durch Hamburg kutschiert in seinem Privatauto. Und tagsüber hatten wir eine gemeinsame Garderobe, weil wir alle in ein Schaukampfevent involviert waren. Boris war ungefähr 35 und McEnroe müsste 44 gewesen sein. Ich habe damals beiden prophezeit: Einen Wimbledon-Titel gewinnen die beiden nimmer. Ich habe Recht behalten und werde seither von beiden als Experte geschätzt.

Etwas, was Sie den Menschen am Tegernsee noch unbedingt sagen müssen, bevor Sie im April in der Winners Lounge auftreten?
Der Tegernseer, der sich von mir was sagen lässt, kommt eh zum Auftritt. Und der Rest braucht von mir keinen Text. So oder so wird es aber  wieder ein phantastischer Tag in meinem Leben. Und ich werde wieder am Medical Park vorbeischauen und den Pförtner fragen, wie viele Düsseldorfer sich an dem Tag zum Bayern umoperieren lassen.

Das Gespräch mit Django Asül führten wir anlässlich seines Gastspiels in der Winner´s Lounge/Spielbank, in Bad Wiessee im April 2018.

Seeseiten, Frühling 2018.
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