Vom Gipfel bis ans Wasser

Der perfekte Tag im Tegernseer Tal

Sommer! Das sind die Wochen des Jahres, in denen wir so viel Zeit wie möglich draußen verbringen. Weil wir es können. Und: Weil wir es wollen. Unsere Seeseiten-Autoren haben es ausprobiert: Wie sieht er eigentlich aus, der perfekte Tag draußen, zwischen Bergen und Wasser?

Texte: Sissi Pärsch, Susanne Mayr, Nicole Adami

Erstes Ziel des Tages: Die Neureuth mit ihren wunderbaren Ausblicken.
Foto: Andreas Leder

6:30 Uhr: Ein Sommertag aus dem Bilderbuch. Falls man bisher nicht geahnt haben sollte, was dieses Tal so besonders macht, jetzt weiß man es. Man könnte den Tag draußen am See beginnen, man könnte auch einen kleinen Spaziergang durch die um diese Zeit meistens noch ruhigen Gemeinden am Seeufer machen.

So oder so: Den Tegernsee verschlafen, das ist um diese Jahreszeit fast eine Sünde. Wenn man die Sonne alleine aufstehen lässt, man sich selbst noch mal umdreht und womöglich die Schlummertaste drückt. Die Morgenstunden am Tegernsee sind so speziell, so ruhig und lebendig zugleich. Wobei es natürlich all dies nur ist, weil sich viele nicht aus ihren Laken schälen können.

Und deswegen entscheiden wir uns für eine kleine Morgenwanderung. Nicht nur, weil wir einfach wandern wollen. Sondern weil dieser spezielle Weg uns Einsichten gibt, die man nur um diese Zeit, ganz frühmorgens, bekommt. Ein paar Stunden später wird viel los sein, hier auf dem Weg hinauf zur Neureuth. Aber als früher Vogel ist man fast ein Alleingänger. Der Berggasthof liegt auf 1264 Meter und serviert einen verboten schönen Blick und sündhaft gutes Essen…

Um 8:30 Uhr öffnen „die Wirtsleid“ Bärbel und Thomas die Traditionshütte, die 1883 als Neureuth Alpe ins Leben gerufen wurde. Sie ist der Tegernseer höchste Heimat, hier treffen sich die Einheimischen zum Stammtisch und feiern ihre Feste.

Wer zur frühen Morgenstunde oben eintrifft, schwitzend und strahlend, der hat die Lungen frisch gefüllt, 540 Höhenmeter in den Beinen und den Tag schon für sich gewonnen. Dann kann man getrost zum Schlemmen übergehen. Ein Wurst- oder Käsebrot vielleicht oder dienstags bis freitags das Frühstück: klein oder groß, Strammer Max oder Müsli. Das Bier kommt natürlich vom Brauhaus Tegernsee, die Fleischwaren vom Metzger Trettenhann im Tal, das Gemüse vom Wunderlich aus Gmund. So sitzt man dann auf der großen Terrasse, der Blick schweift, die Fahnen wehen und die Seele baumelt.

Wer sich jetzt fragt, wie lang man für den Aufstieg braucht, dem sei gesagt: 14 Minuten und 4 Sekunden – zumindest, wenn man Andrzej Dlugosz heißt und Bergsprintprofi ist. Die schnellste Neureuth-Aufsteigerin ist Melanie Albrecht, sie stammt aus Wallgau und schafft es in gut 16 Minuten ganz nach oben. Der Wanderer – ob am Morgen, am Mittag oder am Abend – sollte ein wenig mehr Zeit mitbringen, auch weil der Aufstieg schon an sich ein Genuss ist. Und schließlich, wer will sich schon hetzen an einem solch wunderbare Morgen?

10:30 Uhr: Zurück ins Tal. So schön ein solcher Vormittag ist, auch er endet irgendwann. Und war das Ziel nicht, genau dann wieder weg zu sein, wenn oben auf der Neureuth gerade Hochbetrieb ist? Also, auf geht´s, wir schnüren die Schuhe, packen den Rucksack und machen uns auf einen sehr, sehr gemütlichen Rückweg. Der noch dazu immer wieder von kurzen Foto-Stopps unterbrochen wird. Weil man hier immer wieder prächtige Motive vor die Linse bekommt. Solche, die man gerne für den Rest des Lebens aufhebt und nicht einfach nur schnell verinstagramt.

Altbewährt – und immer wieder gut: Mittagseinkehr im Bräustüberl, direkt am See.
Foto: Andreas Leder

12:30 Uhr: Tegernsee. Es gibt Dinge, die kennt jeder. Und die kennt man auch schon lange. Das ändert nichts daran, dass sie zeitlos gut sind. Dazu gehört das Bräustüberl. Wer sich mittags stärken will, kehrt dort ganz traditionell ein. Das direkt am Tegernseer Ufer gelegene Traditionslokal ist unter Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt. Kein Wunder, immerhin wird im Herzoglichen Brauhaus schon seit vielen hundert Jahren Bier gebraut und das mitten im alten Benediktiner-Kloster, das bereits 746 nach Christus von den Mönchen bewohnt wurde. Im Februar 1675 holte Abt Bernhard Wenzl schließlich das Braurecht von Holzkirchen nach Tegernsee und damit die „Conzession zum Bierverschleiß“.

Dieser öffentliche Ausschank und der Verkauf an die Wirte erfreuen sich bis heute an großer Beliebtheit, wovon der ganze Ort profitiert.

Dazu kommt: Nirgendwo sonst kann man so vielen Leuten und einem solchem Seepanorama auf einen Schlag zuschauen. Und wenn man dann schon draußen an den großen Holztischen sitzt, direkt vor dem Bräustüberl – dann kommt man auch gerne mal ins Gespräch. Mit Einheimischen wie mit Gästen gleichermaßen.

14:00 Uhr: Mittagshitze. Gut, wir sind hier nicht in Italien. Trotzdem verbindet uns eines mit dem Nachbarn im Süden: mittags wird es warm, und wir selbst werden ein bisschen träge. Was man sich ja auch redlich verdient hat, nach einer solchen ersten Tageshälfte. Also, ab ans und ins Wasser… Einfach herrlich für einen Sprung in den See ist das Strandbad Seeglas am östlichen Ufer von Gmund. Der Seezugang kostet keinen Eintritt und ist damit ideal für alle, die etwas Abkühlung und Erfrischung suchen. Im dazugehörigen Restaurant gibt es traditionelle Küche. Wer am Nachmittag eher Lust auf Kaffee und ein Stückchen Kuchen hat, ist hier ebenfalls bestens bedient.

Tipp: Weil das Bad direkt in Gmund und damit in unmittelbarer Nähe zur BOB liegt, kann es hier an den Sommerwochenenden schon recht voll werden. Also besser unter der Woche kommen oder jenseits der üblichen Stoßzeiten. Der wunderbare lange Steg bietet jedoch Platz zum Ausweichen und ist ideal zum Sonnenbaden.

Der wunderbare lange Steg des Stranbad Seeglaus bietet Platz und ist ideal zum Sonnenbaden
Foto: Andreas Leder

15:30 Uhr: Aktiv in den Nachmittag. Danach zieht es uns weiter an den Fuß des Wallbergs zur Naturkäserei Tegernseer Land. Denn hier gibt es ein Erlebnis für alle Sinne zu entdecken. Und damit sind nicht nur köstliche Brotzeiten gemeint, sondern der Barfußpfad und der Kräutergarten. Man zieht also Schuhe und Socken aus und wandert mal über Steine, mal über Rindenstücke oder Holzplatten und versucht dabei einfach mal zu spüren, wie sich das anfühlt. Dazwischen fühlen die Füße dann mal wieder feines grünes Gras oder flache Steine.

Vor allem mit geschlossenen Augen schult das die Wahrnehmung und wirkt wie eine kleine Fußmassage. Anschließend geht es noch auf Schnupperkurs durch den Kräutergarten, denn hier gibt es von Minze über Melisse auch unbekanntere Kräuter zu entdecken. Danach sollte man sich auf alle Fälle den Käsekuchen gönnen!

Für Entdecker: Kräutergarten der Naturkäserei
Foto: TTT

18:00 Uhr. Entspannung. Auf dem Rückweg durch die Weißachauen, vorbei am Ringsee und durch Altwiessee, kommt man dann wieder an der Seepromenade in Bad Wiessee vorbei, dieses Mal aber im südlichen Teil. Denn hier ist es nicht nur viel ruhiger, als weiter Richtung Ortsmitte, hier gibt es auch noch eine Besonderheit zu entdecken. Eine Kneippgelegenheit im See.
Das Schöne daran ist vor allem im Früh- und Spätsommer, dass der See zwar kühl, aber nicht eiskalt ist, und man beim Kneippen auch noch den natürlichen Seeboden spürt. Nach drei Durchgängen kann man sich dann herrlich in einem der Alpenkörbe entspannen, das sind sozusagen Strandkörbe auf Bayerisch, die hier am Ufer an der Zeiselbachmündung stehen.

Wer will, der kann auch noch eine Stunde SUP-Yoga am Seeufer in Bad Wiessee dranhängen. Die Bucht vor dem Sailingcenter ist einfach ideal dafür. Trainerin Katharina Hultsch, die Sportwissenschaftlerin und zertifizierte Hatha-Yoga-Lehrerin ist, startet dabei zuerst mit einer Einheit auf dem Steg, um auch Ungeübten mehr Sicherheit bei den Übungen zu geben. Denn das eigentliche SUP-Yoga findet dann auf dem See statt, die Asanas werden auf einem speziellen Yogasurfbrett ausgeführt. Und das ist schon eine Herausforderung mehr. Sanfte Wellen schaukeln das Brett leicht hin und her und Balance, Koordination und Konzentration werden besonders geschult. Kombiniert mit einem einmaligen Naturerlebnis ist das im Sommer ein unvergessliches Training.

20:00 Uhr. Tagesausklang. Allmählich geht der Tag zu Ende. Einer, der voll mit Aktivitäten war. Das macht hungrig. Und natürlich Lust auf einen Abschluss, der dem Motto des Tages entspricht: Man sitzt draußen! Selbstverständlich gibt es da im Tegernseer Tal eine ganze Reihe guter Möglichkeiten. Wir entscheiden uns für das Gut Kaltenbrunn am nördlichen Ende des Tegernsees. Der atemberaubende Blick von der großzügigen Terrasse auf den See ist in den Abendstunden besonders schön, wenn die gegenüberliegende Uferseite von der sich niedersenkenden Sonne in rot-goldenes Licht getaucht wird. Hier kann man einen Aperitif zu sich nehmen und nach einem aktiven Tag an der frischen Luft zur Ruhe kommen.

Für unsere drei Autorinnen gehörte die Aufgabe, den perfekten Tag am Tegernsee zu beschreiben, zu den etwas größeren Herausforderungen ihres Berufslebens. Weil die Qual der Wahl ganz besonders groß war: Mit dem Angebot im Tegernseer Tal hätten sich auch noch ein paar perfekte Tage mehr gestalten lassen können.

(Zeitloser Beitrag)

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