Das neue Jodschwefelbad

Alleskönner aus 600 Metern Tiefe

Bad Wiessee wird zum Gesundbrunnen – oder besser gesagt: zur „Gesundquelle“ der ganz besonderen Art. Mit dem neuen Jodschwefelbad bietet die Gemeinde einzigartiges Heilwasser in einer Umgebung, wie man sie nur hier finden wird.

Text: Christian Jakubetz

Jodschwefelbad Tegernsee

So wird es ab Frühjahr 2020 im Jodschwefelbad aussehen: Gesundheit trifft Design
Foto: Jodschwefelbad

So wird es ab Frühjahr 2020 im Jodschwefelbad aus-sehen: Gesundheit trifft Design
Foto: Jodschwefelbad

Zwanzig Minuten in einer Wanne mit Bad Wiesseer Jodschwefelwasser bewirken vielleicht noch keine Wunder. Aber in jedem Fall Genesung und Linderung bei einer ganzen Reihe von Beschwerden. Bewegungsapparat, Haut, Augen, Kreislauf, Atemwege: So unterschiedlich die Anwendungsbereiche sind, haben sie dennoch gemeinsam, dass dieses Wasser hilft. 

Warum soll man sich überhaupt in ein Bad mit stark jod- und schwefelhaltigem Wasser legen? Weil es gesund ist, wäre als Antwort richtig, aber dennoch unzureichend. Weil es ein solches Wasser in dieser Kombination in Deutschland sonst nirgendwo gibt, wäre eine schon sehr viel treffendere Aussage. Mit einer bundesweit einmaligen Konzentration liegen die balneologisch besonders wirksamen Inhaltsstoffe um das Vierzigfache (Jod) bzw. Siebzigfache (Schwefel) höher als die jeweils geforderte Mindestkonzentration von 1 mg/l Heilwasser. Gefunden wurde dieses Wasser vor über 100 Jahren. Eher zufällig, weil man damals ursprünglich nach Öl bohrte. Der Zufallsfund Jodschwefelwasser begründete eine lange Tradition des Heilens durch Wasser in Bad Wiessee. Eine Tradition, die mit dem runderneuerten Jodschwefelbad in ein neues Zeitalter geführt wurde. 

Wohltuend, schmerzstillend, entzündungshemmend 

Kein Wunder, dass die Geschäftsführerin des Jodschwefelbades, Renate Zinser, dieses Wasser als ein „Geschenk der Natur” bezeichnet. Und als einen „Bodenschatz“. Was sogar wörtlich zu nehmen ist: Das Wasser aus den beiden Wiesseer Heilquellen „Adrianus“ und „Königin Wilhelmina“ wird aus einer Tiefe von rund 600 Metern nach oben gebracht. 

Jodschwefelbad Tegernsee

Das neue Jodschwefelbad
Foto: Jodschwefelbad

Schwefel wird heute vor allem in Form von Thermalbädern angewandt. Die wohltuende, schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung beruht auf mehreren Faktoren. Wie bei allen Thermalbädern wirkt zunächst die Wärme des Wassers. Die Wärmewirkung wird durch den Schwefelwasserstoff zusätzlich erhöht. Die Muskeln im ganzen Körper entspannen sich. Das Bindegewebe wird besser dehnbar. Blutgefäße erweitern sich, Herzschlag und Stoffwechsel nehmen zu. Die Durchblutung der Haut wird verstärkt. Das führt zu einer verbesserten Aufnahme von Sauerstoff und Mineralien. Durch die Haut gelangt der Schwefelwasserstoff ins Blut. An Stellen, wo er gebraucht wird, trägt er dann zur Heilung bei, hemmt etwa Gelenkentzündungen oder hilft, Gelenkknorpel wieder aufzubauen.  

Jod wiederum ist ein kleines Spurenelement mit einer großen Wirkung. Genau genommen ist es ein Mineralstoff, der in sehr geringen Mengen im Körper vorkommt, unter anderem in der Schilddrüse, in den Muskeln, in der Haut und im Körperfett. Jod ist absolut lebensnotwendig. Auch wenn der Körper nur geringe Mengen davon braucht, ist Jod für den Körper unabdingbar. Unsere Nervenzellen brauchen Jod, unser Gehirn braucht Jod, unsere Schilddrüse braucht Jod – die Liste ließe sich noch lange weiterführen. Zusammen-gefasst: Auf Jod sollte man besser nicht verzichten.  

Die Kapazitäten werden ab 2020 deutlich ausgeweitet 

Wenn irgendwann im ersten Quartal 2020 – einen genauen Termin gibt es noch nicht – das „neue“ Jodschwefelbad eröffnet wird, ändern sich vor allem zwei Dinge: die Kapazitäten und die Optik. Mit den Kapazitäten sind vor allem die künftigen Öffnungszeiten gemeint. Sie stehen zwar noch nicht endgültig fest. Renate Zinser rechnet aber damit, künftig zusätzlich an Wochenenden und Feiertagen öffnen zu können. Auch während der Woche dürfte das Jodschwefelbad dann ganztägig geöffnet sein. Das „alte“ schloss an zwei Tagen während der Woche um 16 Uhr, am Freitag und Samstag bereits um 13 Uhr. 

Es gibt viele Anwendungsbereiche – sie haben eines gemeinsam: Dieses Wasser hilft.
Foto: Panthermedia

Das wird Auswirkungen auf die Besucherzahl haben. Momentan sind es rund 17.000 Besucher, die jedes Jahr ins Jodschwefelbad kommen. Für die kommenden Jahre rechnet Renate Zinser mit einer Verdoppelung. Keine unrealistische Idee, schließlich kommen die Gäste schon jetzt aus ganz Deutschland und teilweise sogar aus dem Ausland nach Bad Wiessee. 

Was die Optik angeht: Da wird der Neubau nach Plänen von Matteo Thun das Bad in die Moderne holen. Ganz nach den Prinzipien der Salutogenese, laut denen der Mensch in einem angenehmen Umfeld wesentlich besser und nachhaltiger regeneriert. Allein, dass Thun sich um dieses Projekt kümmert, ist eine echte Ansage: Matteo Thun gilt als einer der Stars in der modernen Architekten- und Designerszene. Die Liste seiner Referenzen und Projekte ist viel zu lang, um sie hier aufzählen zu können. Interessantes Detail am Rande: Thun war auch mal drei Jahre lang Creative Director bei „Swatch“ und zeigte dabei, dass man auch aus Uhren völlig neue Dinge herausholen kann. Zumindest optisch. 

Neben dem Design haben Thun und das Jodschwefelbad vor allem auf zwei Dinge großen Wert gelegt: Regionalität und Nachhaltigkeit. Das neue Erscheinungsbild wird stark von Holz geprägt sein. „Viel Holz aus der Region“, betont Renate Zinser. 

Mehr Wellness-Angebote 

Wenn also künftig auch das Design stärker zu Genesung und Wohlbefinden beitragen soll, liegt es auf der Hand, den Bereich Wellness auszubauen. Schon jetzt bietet ein Besuch im Jodschwefelbad mehr als „nur“ das reine Baden: Massagen und Zusatzbehandlungen beispielsweise. Daneben wird es natürlich auch künftig die eigene Produktlinie mit Seifen und Badekugeln geben. Schließlich sind die Grenzen bei diesen Themen fließend: Fühlt sich der Mensch wohl, wird er auch weniger krank. 

Auf die Fertigstellung des neuen Jodschwefelbades freut sich Renate Zinser mit ihrem Team schon sehr. Seit dem ersten Spatenstich für das neue Badehaus sind dann immerhin fast zwei Jahre vergangen. Die Planungen selbst gehen schon etwas länger. Am Ende aber, da sind sich alle Beteiligten sicher, werden sich die Mühen gelohnt haben. Das Wasser in Bad Wiessee ist schon jetzt einzigartig. Das Ambiente dürfte es künftig ebenfalls sein. 

Gesundheitszentrum Jodschwefelbad
Wilhelminastraße 2, Bad Wiessee
www.jodschwefelbad.de 

Seeseiten, Winter 2019.