Bruno Jonas will dagegen weiter Optimist bleiben

Zeitgeist? Treibt sich auch am Tegernsee herum

Kaum etwas ist schwieriger, als eine ordentliche und dennoch kurze Zusammenfassung über Bruno Jonas zu schreiben. Weil der 67-jährige gebürtige Niederbayer dafür viel zu viel gemacht hat. Inzwischen ist er einer der bekanntesten Kabarettisten in Deutschland, was ziemlich beeindruckend ist, gemessen daran, dass er sich zu Beginn seiner langen Laufbahn mit einer Anzeige wegen Gotteslästerung herumplagen musste.

Interview: Christian Jakubetz

Die Brennerin vom Tegernsee

Herr Jonas, Rick Kavanian war in einem unserer letzten Interviews ziemlich stolz darauf, mit Ihnen eine geraume Zeit gearbeitet zu haben. Was dagegen, wenn man Sie als „Elder Statesman“ des deutschen Kabaretts bezeichnet?
Mei, ich war lang ein Talent, dann plötzlich von einem Tag auf den anderen ein Urgestein des Kabaretts und jetzt bin ich halt auch noch ein Elder Statesman. Bin gespannt, welche Zuschreibung als nächstes an der Reihe ist.

Zu Zeiten des Scharfrichter- Hauses in Passau haben Ihre Stücke Medien und Menschen manchmal nachhaltig verschreckt. Heute sind Sie Stammgast in der ARD, im BR und Sie treten am Tegernsee auf. Und es gibt Leute, die behaupten, der Zeitgeist sei eher links-liberal. Ist das so?
Am Tegernsee aufzutreten ist immer eine Freude. Der Zeitgeist treibt sich überall rum. Auch am Tegernsee! Mal ist er links-liberal, dann wieder rechts-liberal, konservativ, fortschrittlich, er tritt in vielen Kostümen auf. In Bayern tritt er auch gern als Trachtler in Erscheinung.

DER GRANT GEHÖRT NEBEN DER LEBENSFREUDE ZU DEN
ZENTRALEN ELEMENTEN IM BAYERISCHEN GEMÜT.

Bleibt Ihnen eigentlich bei dem einen oder anderen, was gerade in Deutschland so passiert, auch das Lachen im Hals stecken? Oder sind das nicht eher goldene Zeiten für Kabarettisten?
Die Kabarettisten können sich über das reichhaltige Stoffangebot nicht beklagen. Das Duo Söder/Aiwanger ist fürs Kabarett ein Geschenk. Ich erwarte auch von der grünen Opposition einige Vorlagen. Die immer fröhliche Katharina Schulze bringt ausgezeichnete Anlagen mit. Sie ist ein Glücksfall für das Kabarett.

In Passau ist die Nibelungenhalle abgerissen, die CSU ist weit von früheren Mehrheiten entfernt und bayerische Ministerpräsidenten machen auch keine Weltpolitik mehr – gibt es noch was, was Sie richtig niederbayerisch grantig werden lässt?
Der Grant gehört neben der Lebensfreude zu den zentralen Elementen im bayerischen Gemüt. Richtig grantig kann ich eigentlich nur werden, wenn ich mir selber im Weg steh. Auslöser sind meistens ganz persönliche Ungeschicktheiten. Beispielsweise, wenn der Computer nicht macht, was ich will. Was die große und kleine Politik angeht, kann ich immer öfter nicht mehr ernst bleiben.

Kann Kabarett in solchen Zeiten überhaupt etwas bewirken? Oder stecken wir da nicht alle in der Filterblase, klopfen uns gegenseitig auf die Schultern und versichern uns, dass wir schon irgendwie auf der richtigen Seite stehen?
Kabarett ist von seinem Wesen her eine Konsensveranstaltung.
Ich kenne keinen Kabarettisten, der beleidigt wäre, wenn ihm das Publikum applaudiert. Die Wirkung des Kabaretts besteht in erster Linie in der Zustimmung des Publikums. Die Leute intelligent zu unterhalten und sie zum Lachen zu bringen ist immer eine Herausforderung und bewirkt im Optimalfall eine gute Stimmung, was nicht wenig ist.

„Das Duo Söder/Aiwanger ist fürs Kabarett ein Geschenk“: Bruno Jonas geht der Stoff für seine Programme nicht aus. (Foto: Tobias Tschapka)

Die Realität hat die Satire ja irgendwie etwas überholt in den letzten Jahren – als die „Simpsons“ vor zehn Jahren eine Folge mit dem Plot gemacht haben, Donald Trump sei Präsident der USA, haben wir alle herzlich gelacht. Welchen Plot müsste man sich eigentlich heute ausdenken, um überhaupt noch wahrgenommen zu werden?
Ich habe die Folge der Simpsons vor zehn Jahren leider nicht gesehen. Trump ist Präsident der USA. Es gibt Leute, die das komisch finden, andere halten diese Präsidentschaft für eine Katastrophe. Sei‘s wie es sei. Trump ist Realität. Wäre er Teil einer Serie könnte man ihn abschalten.

Ihr neues Programm heißt „Nur mal angenommen“ und nimmt Bezug auf ein paar Sachen, die man noch vor gar nicht so langer Zeit kaum angenommen hätte. Ein bewusst eingesetztes Stilmittel der Überzeichnung – oder sind Sie zum Pessimisten geworden?
Ich bleibe Optimist.

Letzte Frage, aber die stelle ich mir schon seit vielen Jahren: Warum kommen eigentlich so viele Kabarettisten aus Niederbayern? Und warum treten die am Ende alle in Oberbayern auf?
Es kommt auf die Qualität des Programms an, das die Kollegen präsentieren, egal woher sie kommen. Es kommen im Übrigen auch aus anderen Bundesländern sehr viele Kabarettisten, die in Oberbayern auftreten.

Das Gespräch mit Bruno Jonas führten wir anlässlich seines Gastspiel im Seeforum Rottach-Egern im Februar 2019.