Cubaboarisch 2.0

Urlaub im Klang

Was hat bayerische Volksmusik mit Cuba zu tun? Nicht viel bis nichts, möchte man meinen. Das sieht Leo Meixner ganz anders und liefert mit seiner Band Cubaboarisch 2.0 gleich den Beweis mit – live zu sehen im Rahmen der Wiesseer Konzertreihe #wiesseerocks.

Interview: Ute Watzl

Cubaboarisch 2.0

Cubaboarisch 2.0 sind eine gelungene Fusion aus bayerischen und kubanischen Rhythmen, die Spaß macht.
Foto: Martin Rumberger

Spricht man Leo Meixner auf Kuba an, kommt er haltlos ins Schwärmen. Die gleiche Begeisterung und Leidenschaft vermitteln dann auch die Songs seiner Band Cubaboarisch 2.0. Dahinter steckt ein exotischer Musikmix aus bayerischer Volksmusik und kubanischen Latino-Rhythmen, die im Rahmen der Bad Wiesseer Konzertreihe #wiesseerocks ein paar Karibik-Vibes ans Ufer des Tegernsees spülen.

Cubaboarisch 2.0 – darunter verstehe ich einen Mix aus bayerischer und kubanischer Musik. Aber was bedeutet in dem Zusammenhang 2.0?
Cubaboarisch 2.0 gibt es seit 2018. Davor habe ich in der Band meines Vaters mitgespielt, die hieß die Cubaboarischen. Mein Vater ist dann in seinen musikalischen Ruhestand gegangen, und ich wollte schon immer einen Schritt weiter gehen, das Ganze ein bisschen moderner, poppiger aufziehen und einen eigenen Sound kreieren. Früher war die Idee: Wir bringen zwei Kulturen zusammen, spielen ein bisschen was Bayerisches, ein bisschen was Kubanisches. Aber wir möchten beides fusionieren, sodass Bavaria und Kuba zusammen einen eigenen Klang ergeben.

Wie hat dich die Leidenschaft für kubanische Rhythmen gepackt?
Das hat alles angefangen mit meinem Vater und seiner Reise nach Kuba zusammen mit seinem Bruder und seinem Cousin. Die haben zusammen Volksmusik gemacht und wollten damals einfach mal raus. Während der Rundreise sind sie nach ihren Tagesausflügen an der Hotelbar immer mit kubanischen Musikern zusammengekommen und haben sich über die Musik verständigt, hat ja keiner Spanisch geredet. Das war 2000. Er ist so begeistert von der Reise zurückgekommen, dass ich als Jugendlicher geflutet wurde mit diesen Eindrücken, mit Bildern, CDs, Filmen. 2005 bin ich selbst nach Kuba gereist und so genauso verwandelt zurückgekommen.

Was genau hat dich daran so begeistert?
Dieses Land, das nimmt dich einfach total mit. Die Gastfreundschaft der Menschen, zu erleben, mit wie wenig sie auskommen und dabei so viel Lebensfreude versprühen. Im Gegensatz zu uns, wo wir so viel haben und eigentlich an so vielen Dingen rumnörgeln. So wie sie im Leben improvisieren, so auch in der Musik. An jeder Straßenecke ist Musik, aber sie wird nicht nur gespielt, sondern gelebt.

War das nicht auch die Zeit, als Buena Vista Social Club seinen großen Siegeszug in Europa feierte?
Ja, das war Ende der 1990er-Jahre. Das war sicher auch ein Grund, dass mein Vater die Cubaboarischen gegründet hat. Diese Freiheit und Freude, dieses Feuer in der Musik, das nimmt einen einfach mit. Das ist alles so rhythmisch, locker und offen – da steckt so viel Urlaub im Klang.

Cubaboarisch 2.0

Yinet bringt als waschechte Guantanamera echte Karibik-Vibes in die Combo.
Foto: Martin Rumberger

Was verbindet bayerische und kubanische Musik? Warum matcht das bei euch so gut?
Rhythmisch sind die beiden komplett verschiedene Welten. Aber die Themen in den Liedern, die Melodien und die Instrumente sind wunderbar kompatibel. In Kuba geht es genauso wie bei uns ums Essen und Trinken, ums Bier, ums Feiern, ums Tanzen, die Frauen, die Liebe. Auch die Melodien sind manchmal fast identisch. Da stößt man immer wieder auf traditionelle kubanische Nummern, die in einem Volkslied bei uns in Bayern genauso vorkommen. Das ist total schick zum Singen, selbst wenn wir im Stück zwischen Spanisch und Bayerisch wechseln. Unser Dialekt hat sehr ähnliche phonetische Klänge wie das Spanische.

Welche Instrumente mixt ihr für einen Cubaboarischen Sound?
Da treffen sich die Trompete und die steirische Harmonika mit den kubanischen Bongos und der Tres Cubano sowie mit E-Bass und Drumset.

Was ist ein Tres Cubano?
Das ist ein sehr interessantes Instrument, eine kleine Gitarre mit sechs Saiten, aber ein Saitenpaar ist immer gleich gestimmt und das ergibt einen ganz prägnanten Klang.

Sind es eher die Volksmusikfreunde oder die Latino- Aficionados, die zu euren Konzerten pilgern?
Es sind viele, die sich für den Blasmusikbereich interessieren, die aber auch mal über den Tellerrand hinausschauen. Wir haben ja auch gerade eine große Welle von diesen Blasmusik-Festivals, wie „Woodstock der Blasmusik“ und die „Brasswiesn“. Eine ganz tolle neue Szene, die sich da entwickelt hat. Da hat unsere Musik – also eine Crossover-Band mit Lokal-Kolorit, die globale Musik macht – genau ihren Platz.

Stelle ich mir nicht ganz einfach vor, Musiker zu finden für so einen Stilmix? Wie habt ihr euch gefunden?
Unser Trompeter Marinus war aushilfsweise bei der früheren cubaboarischen Besetzung dabei. Er ist wie wir alle Berufsmusiker und spielt in einem Orchester. Unser Bassist aus Tirol und der Schlagzeuger haben beide in der Band meines Managers gespielt. Super Musiker, die haben einfach jeden Stil total bereichert. Unseren Percussionist, der Boris, ist aus München und den habe ich auf einem Video entdeckt. Da hat er in einer Salsa-Band gespielt. Ich hab ihn gesehen und gesagt, so wie der spielt, so müsste unser Percussionist spielen. Ich habe ihn gesucht und angerufen. Und es hat einfach gepasst wie die Faust aufs Auge.

Ihr habt das Privileg, eine Vollblut-Cubanerin im Team zu haben, eine waschechte Guantanamera. Wie kam Yinet nach Bayern?
Yinet ist ein Phänomen. Sie hat in Kuba in einer Band gespielt, die mein Vater kennengelernt hat. Zusammen sind sie auf eine Deutschlandtournee gegangen. Bei einer zweiten Tournee war Yinet dabei, sie saß an der Tres Cubano. Zu der Zeit hat sie sich in einen Salzburger verliebt, ihn geheiratet und ist nach Salzburg gezogen. Sie hat sehr schnell deutsch gelernt und kann sogar jodeln. Als wir Cubaboarisch 2.0 gegründet haben, war sie sofort dabei. Sie sagt immer: Ich habe hier Freunde, die Liebe und die Sachertorte gefunden.

Die Band spielt am 14. August in Bad Wiessee.

Weitere Konzerttermine finden Sie auf der Website der Band: www.cubaboarisch2-0.de

Leo Meixner von Cubaboarisch 2.0

Leo Meixner wurde die Musik- und Kubaliebe in die Wiege gelegt.
Foto: Martin Rumberger

  • Mit ihren Augen

    Die Tegernseer Illustratorin Katharina Bourjau präsentiert ihren persönlichen Blick auf das Tegernseer Tal.