Wandern für Familien im Tegernseer Tal

Kinder, auf geht‘s in die Berge!

Ab nach draußen, ab in die Berge! Das ist nicht nur ein Vergnügen für ambitionierte Wanderer, sondern für die ganze Familie. Sogar dann, wenn man einen Kinderwagen dabeihat. Seeseiten-Autorin Ute Watzl hat die Wanderschuhe geschnürt und sich umgesehen.

Text: Ute Watzl / Fotos: Julian Rohn

Das große Tropfen hat begonnen. Die Sonne blendet und brennt die Schneereste von Berghängen und Wanderwegen. Rinnsale bahnen sich ihren Weg durch die Wälder ins Tal. Erstes Zartgrün kämpft sich durchs Grau. Der natürliche Schichtwechsel hat begonnen. Frühling erobert sich Stück für Stück die Landschaft. Und mit ihm geht ein Ruck durchs Land: Raus!

Zeit, sich die Kinder zu schnappen und den Bergfrühling aus der Nähe zu erleben. Wandern mit Kindern ist intensiv gelebte Familienzeit in der Natur. Mit den Kleinen geht es gar nicht so sehr darum, Bergerlebnisse der Superlative zu erfahren. Die Landschaft rund um den Tegernsee bietet ein buntes Potpourri spannender Touren in Talnähe, die Kinder zu einer Portion Frischluft und Bewegung einladen, ohne mit einem Quengeln in die Wandersaison zu starten.

Es muss ja nicht gleich der Gipfel sein. Dort liegt vermutlich sowieso noch zu viel Schnee. Zum Glück eines jeden kleinen Naturforschers reichen Bäche zum Spielen, Steine zum Bauen, Felsen zum Klettern, Wurzelwege, Wasserfälle und Tiere auf der Alm.

Die Sutten: Bäche, Wälder, Hochmoore
Zum Beispiel im Suttengebiet. Die Sutten – so nennt sich das Hochtal zwischen Wallberg und Stolzenberg. Dank seiner Feuchtwiesen, Hochmoore, Wälder und Bäche ist es voller Leben. Zu Fuß erreicht man es auf einem einfachen Wanderweg durch den Wald, in gebührendem Abstand zur Mautstraße. Kindern wird es hier nicht langweilig. Schon nach wenigen Minuten stehen sie staunend vor einem versteckten Wasserfall, der jetzt im Frühjahr alles gibt.

Immer wieder laden Bachläufe und kleinere Wasserfälle die Kleinen zum Spielen ein, während es sanft bergauf geht. Und wenn sich dann der Wald öffnet, wartet oben das Hochtal mit einem weiteren natürlichen Highlight: dem Suttensee. Entlang des Seewegs lässt es sich wunderbar den Frühling aufsaugen, bevor die Monialm vor dem Rückweg zur Einkehr einlädt.

Und die Sutten hat noch mehr zu bieten. Bei der Monialm startet die Drei-Almen-Runde für Familien. Schon die Hafner Alm mit ihrem Gehege für Hühner, Enten, Kaninchen und Ziegen ist ein tierisches Paradies für Kinder und schnell erreicht. Obendrein zählt das Gasthaus zu den besten Restaurants Bayerns und ist damit ein Muss für Genusswanderer im buchstäblichen Sinne (UPDATE: Die Hafner Alm ist leider mittlerweile geschlossen). Die Wanderroute lässt sich von dort über die kinderfreundliche Lukas- zurück zur Monialm fortsetzen und überfordert auch kurze Beine nicht. Wem das immer noch nicht ausreicht, der kann die Wanderung über die Suttenalm (nicht bewirtschaftet) erweitern.

So abwechslungsreich kann die Natur sein: In den Sutten finden sich immer wieder wunderbare Panoramen.

Kreuth: Bergsteigerdorf, das auch Kinder lieben
Kreuth wurde zwar zum Bergsteigerdorf gekürt, aber auch der weniger ambitionierte Nachwuchs ab drei Jahren findet hier abwechslungsreiches Terrain für naturkundliches Entdecken. Die Hofbauernweißach zum Beispiel wirkt wie ein Magnet auf kleine Naturforscher, plätschert sie doch meist entspannt zwischen unzähligen Steinen und an kleinen Buchten entlang an der Siebenhüttenalm vorbei talwärts. Spannende Pfade winden sich entlang des Ufers durch das Gebüsch und bieten eine wunderbare Alternative zur nahen Forststraße. Dort können die kleinen Geschwister im Kinderwagen geschoben werden, während Kinderfüße Wasserkontakt aufnehmen und durch den Bach Richtung Siebenhütten wandern können. Die idyllische Einkehr im Wald muss aber noch nicht der Endpunkt der Wanderung sein. Für nimmermüde Bachwanderer lohnt sich der Weiterweg in die Wolfsschlucht.

Die Königsalm: Wildromantisch und aussichtsreich
Wenn auch die Nordhänge vom Schnee befreit und die Tage deutlich wärmer sind, lohnt ein Besuch beim König. Die Königsalm am Fuße des Schildenstein ist ein historisch bedeutendes Gebäude. Die langgezogene Stallung steht hier seit dem 18. Jahrhundert. Das Kavaliershaus wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtet von Max I. Joseph, König von Bayern. Noch heute ist es im Besitz der Wittelsbacher.

Für die Wanderung hierher sollten Kinder schon ein wenig Durchhaltevermögen besitzen. Ein spannender Waldpfad führt etwa eine Stunde lang hinauf zum wildromantisch gelegenen und aussichtsreichen Almgelände. Die Mühen des Aufstiegs werden angesichts der hier weidenden Pferde von Herzogin Helene in Bayern schnell vergessen sein.

Hier gibt es was zu sehen: Die Routen rund um das Tegernseer Tal sind ein Genuss für die ganze Familie.

Die Aueralm: Toben mit Blick auf den See
Kinder, die die Königsalm erobert haben, werden auch mit der Aueralm hoch über Bad Wiessee kein Problem haben, auch wenn es hier – zumindest anfangs – noch ein wenig sportlicher zugeht. Der offizielle Wanderweg vom Parkplatz Sonnbichl führt zwar entlang des Zeiselbachs auf einem langgezogenen Forstweg hinauf. Aber weil kleine Abenteurer Forstwege eher fad finden, sind sie auf dem Maximiliansweg besser aufgehoben. Zwar gilt es hier, sich anfangs steil über die Skipiste hinaufzuarbeiten, dafür bietet der Wald weiter oben umso spannendere Pfade. Das Sonnenplateau, das die Aueralm mit ihrer großen Terrasse beherbergt, gibt den Blick auf die gegenüberliegenden Tegernseer Berge frei. Eine große Wiese drum herum bietet Kindern unendlich viel Platz zum Toben und Rennen. Hier oben, mit Blick über den Tegernsee auf die gegenüberliegenden Berge, fühlen sich die Kleinen einmal ganz groß.

Erst schauen, dann stärken: Zu einer Familienwanderung gehört eine gute Brotzeit.

Tourentipps für Kinder

Seeidyll und Streichelzoo: Zum Suttensee und die Drei-Almen-Runde

  • Ausgangspunkt: Wanderparkplatz in Enterrottach

  • Fakten: 230 Hm (+180 Hm Almenrundweg) 2 Std. Aufstieg (+1,5 Std.) 8,5 km bis Suttensee (+4 km)
  • Charakter: zwei leichte Wanderungen für Kinder ab 3 Jahren, die sich einfach verbinden lassen; bis Suttensee leichter, meist schattiger Wanderweg, kurze Asphaltstraße ab der Suttenbahn; kurzweilige und sonnige Verlängerung über die Almenrunde; Rückweg mit Bus möglich

  • Kinderwagen: geeignet bis Suttensee

  • Einkehr: Monialm, Tel.: 08022/664154, www.moni-alm.de,
    Hafner Alm, Tel.: 08022/24396, www.hafner-alm.de (UPDATE: Die Hafner Alm ist leider mittlerweile geschlossen),
    Lukas-Alm, Tel.: 08022/67760, www.lukas-alm.de

  • Bus und Bahn: ja

Wasser Marsch und Waldidyll: Nach Sieben-Hütten und in die Wolfsschlucht

  • Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Siebenhütten/Gernberg

  • Fakten: 60 Hm | 2–3 Std. | 1,5 km bis Siebenhütten, 1 km in die Wolfsschlucht (gesamt 5 km)
  • Charakter: Bachwanderung für Kinder ab 3 Jahren, die viel Zeit zum Spielen lassen sollte. Die Route kann als Rundweg gestaltet werden mit Rückweg durch den Wald oberhalb des Ostufers.
  • Kinderwagen: geeignet (über Westufer bis Siebenhütten)
  • Einkehr: Siebenhütten, Tel.: 08029/9975983, www.siebenhütten.de
  • Bus und Bahn: ja (Bushaltestelle Söllbach)

Blaues Blut und Pferdeglück: Wanderung zur Königsalm

  • Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Siebenhütten/Gernberg

  • Fakten: : 440 Hm | 4 Std. | 10 km als Rundweg
  • Charakter: mittelschwere Wanderung für Kinder ab 5 Jahren mit schöner Aussicht, wechselnd zwischen schattigem Wald und sonnigem Almgelände. Abstieg sowohl direkt über Forstweg zum Parkplatz Klamm oder nach kurzem Anstieg zum Graseck über Siebenhütten
  • Kinderwagen: nicht geeignet
  • Einkehr: Königsalm (ab Mitte Juni), Tel.: 01515/0112686, www.tegernsee.com/a-koenigsalm
  • Bus und Bahn: ja

Sonnenbaden und Bergblick: Von Bad Wiessee auf die Aueralm

  • Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Sonnbichl
  • Fakten: : 450 Hm | 4 Std. | 8,5 km
  • Charakter: anfangs anspruchsvolle, dann mittelschwere Wanderung für Kinder ab 5 Jahren
  • Kinderwagen: nicht geeignet

  • Einkehr: Aueralm (ab Mitte Juni), Tel.: 08022/83600, www.aueralm.de
  • Bus und Bahn: ja (Bushaltestelle Söllbach)
Seeseiten, Frühling 2019.
  • Herzogin Anna in Bayern

    Herzogin Anna in Bayern ist als Wittelsbacherin Nachfahrin einer Familie, die das Tegernseer Tal so stark geprägt hat wie kaum eine andere.